Ovarialkarzinom: Schlechtere Prognose durch Hyperthyreose?

Frauen mit einem Ovarialkarzinom haben möglicherweise eine schlechtere Prognose, wenn bei ihnen vor der Krebsdiagnose eine Hyperthyreose festgestellt worden ist. Der Zusammenhang mit der Schilddrüsenfunktion ist bei einer Hypothyreose etwas schwächer. Bereits in früheren epidemiologischen Studien gab es Hinweise, dass Hormone im Allgemeinen, einschließlich Hormontherapie, die Mortalität bei Frauen mit einem Ovarialkarzinom beeinflussen können. In-vitro-Versuche ergaben, dass die Schilddrüsenhormone T3 und T4 in physiologischen Konzentrationen die Vermehrung von Ovarialzellkarzinomzellen fördern, in niedrigeren Dosen dagegen eher verlangsamen. In einer eher kleinen epidemiologischen Studie Anfang des Jahres stellten Wissenschaftler dann fest, dass es einen Zusammenhang zwischen Hyperthyreose und Mortalität bei Frauen mit einem invasiven Ovarialkarzinom geben könnte. Deshalb haben Dr. Albina N. Minlikeeva vom Roswell Park Cancer Institute in Buffalo und ihre Kollegen die Ergebnisse von elf Studien des Ovarian Cancer Association Consortium ausgewertet, darunter zwei Studien aus Deutschland. Kein Zusammenhang mit Schilddrüsenunterfunktion Den Wissenschaftlern unter anderem aus Hamburg, Hannover und Heidelberg standen für ihre internationale Studie gepoolte Daten von mehr als 5800 Patientinnen zur Verfügung, von denen 160 angaben, dass bei ihnen eine Hyperthyreose, 624 Patientinnen, dass eine Hypothyreose festgestellt worden sei. In drei der elf Studien war die Diagnose anhand von klinischen Befunden bestätigt worden. Bei mehr als 5000 Studienteilnehmerinnen gab es keine Hinweise auf eine Schilddrüsenerkrankung. Mithilfe der Cox-Regressionsanalyse schätzten Minlikeeva und ihre Kollegen die Assoziation der Schilddrüsenerkrankungen mit der Gesamtmortalität ab, bestimmt anhand des Fünf-Jahres-Überlebens. Aus den statistischen Berechnungen ging hervor, dass der Zusammenhang zwischen Hyperthyreose und Überleben allgemein betrachtet mit einem p-Wert von 0,08 zwar nicht signifikant war (Hazard Ratio [HR]: 1,22; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,97 und 1,53). Jedoch war die Wahrscheinlichkeit, innerhalb des Follow-up von fünf Jahren noch zu leben, signifikant geringer, wenn die Hyperthyreose weniger als fünf Jahre andauerte (HR: 1,94; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,19 und 3,19; p = 0,01). Mit Blick auf eine Hypothyreose in der Vorgeschichte gab es allgemein betrachtet nur ein leicht erhöhtes Sterberisiko (HR: 1,16; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,03 und 1,31; p = 0,01). Dagegen waren weder die Dauer der Schilddrüsenunterfunktion noch die Medikation bei einer Schilddrüsenerkrankung mit dem Parameter „Überleben“ assoziiert. Gene für Entzündungen werden angekurbelt Die Wissenschaftler haben auch eine Erklärung für ein erhöhtes Sterberisiko bei Hyperthyreose zusätzlich zum Ovarialkarzinom parat. So habe sich gezeigt, dass das T3-Hormon jene Gene ankurbelt, die im Zusammenhang mit Entzündungen stehen, etwa die für die Enzyme Cyclooxygenase 2 und MMP-9 (Matrixmetalloproteinase 9). Beide Enzyme seien für die Tumorzellinvasion und die Gefäßneubildung in Tumoren bedeutsam. Und in einer präklinischen Studie hätten T3 und T4 das Ablesen von Genen verhindert, die die Tumorbildung gewöhnlich unterdrücken, berichten die Forscher. Ihre Studienergebnisse müssten nun in anderen Studien bestätigt werden, so Minlikeeva und ihre Kollegen. Sollte das der Fall sein, müsse stärker als bisher bei Frauen mit einem invasiven Ovarialkarzinom auf eine intakte Schilddrüsenfunktion geachtet und diese gegebenenfalls normalisiert werden.

Springer Medizin

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