Erneuter Rückschlag fürs Screening auf Ovarialkrebs

Schon die Ergebnisse der UKCTOCS-Studie nach elf Jahren Nachbeobachtung waren negativ ausgefallen. Nun liegen die 16-Jahres-Resultate vor. Doch auch sie verfehlen den Nachweis, dass ein Screening auf Ovarialkrebs Frauen das Leben retten kann. Das Fazit der Autoren der „UK Collaborative Trial of Ovarian Cancer Screening“(UKCTOCS)-Studie zu den Langzeitergebnissen – und nach median 16,3-jähriger Nachbeobachtung darf man von Langzeitergebnissen sprechen – des untersuchten Screenings auf Ovarialkrebs fällt eindeutig aus. „Da das Screening auf Eierstockkrebs die Zahl der an Ovarial- und Tubenkarzinomen verstorbenen Frauen nicht signifikant gesenkt hat, kann eine solche allgemeine Früherkennungsuntersuchung nicht empfohlen werden“, schreiben Usha Menon vom University College London und ihr Forscherteam. In die UKCTOCS-Studie waren zwischen 2001 und 2005 mehr als 200.000 Frauen einbezogen worden. Im Verhältnis 1:1:2 waren sie einem jährlichen multimodalen Screening mit CA125-Test und transvaginalem Ultraschall, einem Screening nur mit Ultraschall oder keinem Screening zugelost worden. In allen drei Gruppen wurde im Follow-up bei 1% der Frauen Eierstock- oder Eileiterkrebs diagnostiziert. Jeweils 0,6% der Patientinnen in allen drei Gruppen starben an ihrem Tumor. Ein signifikanter Nutzen einer der Screeningstrategien im Vergleich zu den Frauen in der Gruppe ohne Screening war nicht festzustellen. Doppelte Enttäuschung Das Ergebnis ist in gewisser Hinsicht doppelt enttäuschend. Denn verglichen mit der Gruppe ohne Screening war unter multimodalem Screening der Anteil der im Stadium I diagnostizierten Karzinome um 47,2% und der im Stadium I oder II festgestellten um 39,2% erhöht. Krebs im Stadium IV bzw. III oder IV wurde hingegen seltener gefunden; die Reduktionen betrugen 24,5% bzw. 10,2%. Auf die krebsspezifische Mortalität wirkte sich diese an sich günstigere Konstellation aber nicht aus. Offenbar hatte die insgesamt frühere Diagnose keinen positiven Effekt auf das Überleben. Das jährliche Screening endete im Jahr 2011, Daten wurden bis 2020 gesammelt, was den Screeningeffekt ausgedünnt haben könnte. In Studien zu anderen Screeningmaßnahmen – etwa für Prostatakrebs – war die Mortalitätsreduktion jedoch von der langen Nachbeobachtung unbeeinflusst geblieben. Menon und Kollegen merken zudem an, dass die meisten Frauen, deren Krebs im Zuge des Screenings entdeckt worden war, vor über zehn Jahren behandelt worden waren und daher nicht von den inzwischen erzielten Therapiefortschritten profitieren konnten. Erkenntnis trotz Fehlschlag Im Resümee der Forscher scheint durchaus ein wenig Wehmut durch, was in einem wissenschaftlichen Artikel eher ausnahmsweise geschieht. „Wir begannen unsere Mission, Todesfälle durch Ovarialkrebs zu verhindern, in den 1980ern“, berichten sie. „Eine Pilotstudie starteten wir Mitte der 1990er, bevor wir über die folgenden 20 Jahre hinweg mit UKCTOCS beschäftigt waren.“ Mit auf der Reise seien über 200.000 Frauen gewesen, die den Forschern Vertrauen und Zeit geschenkt hätten, zudem viele Fördereinrichtungen und zahlreiche Helfer an den Forschungszentren und darüber hinaus. Eine Einsicht können Menon und ihr Team dem Fehlschlag, gemessen am Missionsziel, dennoch abgewinnen. „Obwohl enttäuschend verlaufen, hat die Studie eine klare Antwort geliefert“, schreiben sie, „dass nämlich unsere Screeningstrategien zusammen mit den verfügbaren Therapieprotokollen aus den Jahren 2001 bis 2011 (der aktiven Screeningphase) keine Leben gerettet haben.“

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