Neuer Serummarker zur Prognose von Ovarialkarzinomen

Das Calcium-bindende Protein Calretinin im Blut eignet sich vermutlich nicht nur als Biomarker für Mesotheliome. Deutsche Forscher haben eine Korrelation mit Prognose und Platinresistenz von Ovarialkarzinomen festgestellt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Calretinin (CRT) ist an der Calcium-Signaltransduktion im Zytoplasma beteiligt, es wird vor allem in Neuronen exprimiert, aber auch in anderen Zellen, etwa im Mesothel oder im Stroma der Ovarien. Dies macht man sich bei der Diagnostik von Mesotheliomen zunutze: CRT wird als immunhistochemischer Marker zur Abgrenzung von Adenokarzinomen genutzt, außerdem kann CRT im Blut wahrscheinlich die Früherkennung dieser Tumoren unterstützen. Auch in bis zu 40% der Ovarialkarzinome, vor allem vom serösen Subtyp, wird CRT produziert. Möglicherweise kann CRT auch bei diesen Tumoren als Blutmarker genutzt werden. In einer Studie von Wissenschaftlern des Uniklinikums Dresden und des DKFZ in Heidelberg erwies sich das Serum-CRT (sCRT) als unabhängiger Prädiktor sowohl für das Überleben der Patientinnen als auch für eine Platinresistenz der Tumoren. sCRT als diagnostischer Marker? Die Forscher um Theresa Link aus Dresden hatten mittels ELISA in Serumproben von 134 Patientinnen mit Ovarialkarzinom und 116 gesunden Frauen die CRT-Konzentration bestimmt. Die Proben der erkrankten Frauen waren bei der Erstdiagnose, überwiegend im FIGO-Stadium III oder IV, und zu verschiedenen Zeiten während der Therapie sowie bei einem Rezidiv gezogen worden. Bei der Diagnosestellung waren die sCRT-Spiegel stark erhöht, sie lagen etwa 0,3 ng/ml höher als in der Kontrollgruppe, in der die Konzentration im Mittel etwa 0,2 ng/ml betrug. Damit erlaubte der Wert eine akkurate Unterscheidung zwischen Krebspatientinnen und gesunden Frauen (AUC 0,85). Etwas schlechter war die Trennkraft erwartungsgemäß, wenn nur die kleine Gruppe der Frauen mit FIGO-Stadium I oder II (n = 19) betrachtet wurde. Hoher sCRT, kürzeres Überleben Nach der tumorreduzierenden Operation ging die sCRT-Konzentration stark zurück, sie blieb aber selbst nach abgeschlossener Chemotherapie auf einem etwas höheren Niveau als bei den gesunden Frauen. Bei einem Rezidiv (n = 16) kam es zu einem erneuten Anstieg des sCRT in den anfänglich gemessenen Bereich. Höhere sCRT-Spiegel bei Diagnosestellung korrelierten mit einer weiter fortgeschrittenen Erkrankung, d. h. einem höheren FIGO-Stadium und einem ausgeprägteren Aszites, sowie mit mehr Residuen nach operativer Tumorreduktion. Die Ausgangskonzentration an sCRT erwies sich darüber hinaus auch als unabhängiger Prognosefaktor: Hohe Werte waren im Vergleich zu niedrigen mit einem kürzeren progressionsfreien Überleben (HR 2,0) und einem kürzeren Gesamtüberleben (HR 15,4) assoziiert. Hinweis auf Platinresistenz Auch für die Therapieplanung könnte der sCRT-Wert hilfreich sein: In der Studie war die Wahrscheinlichkeit einer primären Platinresistenz deutlich erhöht, wenn bei Diagnosestellung eine hohe Serumkonzentration gemessen wurde (OR 5,0) oder wenn die Werte zwischen Op. und Chemotherapie nach oben gingen (OR 2,4). Zu dem etablierten Tumormarker CA-125 bestand zu allen Zeitpunkten nur eine schwache Korrelation. sCRT könnte damit, so das Team um Link, ein zusätzlicher Blutmarker sein, mit dem sich bei der Erstdiagnose eines Ovarialkarzinoms die Tumorlast und das Risikoprofil der Patientin sowie die Platinsensitivität des Tumors abschätzen ließen. Frauen, die aufgrund des sCRT-Wertes als Hochrisikopatientinnen eingestuft würden, könnten möglicherweise von einer aggressiveren Therapie mit PARP-Inhibitoren und Immuntherapeutika profitieren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Eignet sich Calretinin im Blut als Marker für Ovarialkarzinome? Antwort: Serum-Calretinin (sCRT) ist bei der Diagnose von Ovarialkarzinomen erhöht, geht unter der Therapie zurück und steigt bei einem Rezidiv wieder an. Hohe Werte bei der Erstdiagnose korrelieren mit Platinresistenz und kürzerem Überleben. Bedeutung: sCRT kann möglicherweise als zusätzlicher diagnostischer und prognostischer Marker genutzt werden. Einschränkung: Unabhängige Studien nötig, um Cut-off-Werte festlegen zu können.

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