Nicht-Betalaktam-Antibiotika – Allergieverdacht entpuppt sich häufig als falsch

Im Gegensatz zu den Betalaktam-Antibiotika sind Nicht-Betalaktam-Antibiotika in Bezug auf ihr allergenes Potenzial bei Kindern nur wenig untersucht. Das haben Pädiater aus Australien nun nachgeholt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Antibiotika gehören zu den meist verschriebenen Medikamenten in der Kinderheilkunde, verursachen jedoch bei bis zu einem Drittel der kleinen Patienten unerwünschte Arzneimittelreaktionen. Verlässliche Daten zur Rate allergiebedingter Reaktionen gibt es dazu bislang überwiegend für die Gruppe der Betalaktam-Antibiotika. Die Gruppe der Nicht-Betalaktam-Antibiotika (NBLA) haben nun Kinderärzte des Royal Children´s Hospital in Melbourne näher unter die Lupe genommen und retrospektiv anhand des klinikeigenen Patientenkollektivs überprüft, in wie vielen Fällen ein Verdacht auf einer NBLA-Hypersensitivitätsreaktion bestätigt werden konnte. Berücksichtigt hatten die Pädiater alle Kinder und Jugendlichen bis zu einem Alter von 18 Jahren, die zwischen Mai 2011 und Juni 2018 in der Klinik mit dem Verdacht auf eine NBLA-Allergie vorgestellt und einer Allergietestung unterzogen worden waren. Die Allergietestung wurde meist zunächst an der Haut (Prick- oder Intrakutantest) begonnen und − falls erforderlich − ein intravenöser bzw. oraler Provokationstest angeschlossen. Innerhalb der Studienperiode sind bei 141 Kindern 150 Allergietestungen auf 15 verschiedene NBLA durchgeführt worden. Bei den meisten Kindern hatten sich die Erstsymptome vorwiegend an der Haut bemerkbar gemacht, unter anderem als Urtikaria (51%), nichtspezifische Rötungen (28%), makulopapulöser Hautausschlag (20%) oder als Erythema multiforme (1%). Bei vier Patienten waren anaphylaktische Reaktionen dokumentiert. In 26 Fällen bestätigte sich der Allergieverdacht (17%), wobei die meisten positiven Resultate mit der Wirkstoffkombination Trimethoprim und Sulfamethoxazol (33%) erzielt wurden, gefolgt von den Makroliden (10%), genauer dem Erythromycin. Dabei waren bei den meisten der positiv getesteten Kinder (23 von 27) im Rahmen der Allergietestung dieselben Symptome aufgetreten, die initial beschrieben worden waren. Im Durchschnitt waren 1,9 Jahre zwischen dem Auftreten erster Symptome und der Allergietestung vergangen, wobei die Spanne von 0,1 bis 14,9 Jahre reichte. Zeitnahe Allergietestung gefordert Jedem Verdacht auf eine NBLA-Allergie sollte zeitnah nachgegangen werden, um Kindern nicht ohne Not wichtige Medikamente vorzuenthalten, wie die australischen Kinderärzte betonen. Laut Studie würde sich bei immerhin acht von zehn Kindern der Verdacht als falsch herausstellen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Bei wie vielen Kindern bestätigt sich der Verdacht auf eine Nicht-Betalaktam-Antibiotika-Allergie? Antwort: Etwa eines von fünf Kindern hatte ein positives Testergebnis. Bedeutung: Um Kindern nicht unnötigerweise wichtige Medikamente vorzuenthalten, ist eine zeitnahe Allergietestung entscheidend. Einschränkung: Retrospektives Studiendesign mit teils unvollständigen Krankenakten

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