Hyperhidrose bei Kindern: Welche Therapien gibt es?

Ein übermäßiges Schwitzen beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen mitunter sehr stark. Für pädiatrische Patienten stehen verschiedene Therapieoptionen – topisch, systemisch und invasiv – zur Verfügung, die je nach Alter und betroffener Stelle zum Einsatz kommen. Bei der Hyperhidrose werden zwei Arten unterschieden: Die primäre Form, bei der es sich um eine idiopathische Erkrankung handelt, und die sekundäre Form, der verschiedene Ursachen zugrunde liegen, z.B. eine Krankheit oder Medikamente. Die primäre Hyperhidrose tritt normalerweise bereits vor dem 20. Lebensjahr auf. Welche Therapieoptionen für pädiatrische Patienten zur Verfügung stehen, wurde in einem aktuellen Review zusammengefasst. [1] Topische Wirkstoffe In der Erstlinientherapie einer leichten bis moderaten Erkrankung kommen topische Wirkstoffe zum Einsatz. Allerdings ist die langfristige Adhärenz herausfordernd und die Behandlungen werden u.a. durch lokale Hautirritationen limitiert. Zu den verwendeten Substanzen gehören Aluminiumsalze, Glycopyrronium Tosylate und Oxybutynin. Der Einsatz von Aluminiumsalzen ist auf die Axillae, Handflächen, Fußsohlen und die kraniofaziale Region beschränkt. Mögliche Hautirritationen können verringert werden, indem der Wirkstoff auf komplett trockene Haut am Abend aufgetragen wird. Glycopyrronium Tosylate reduzieren die neuronale Übertragung von Acetylcholin in ekkrinen Schweißdrüsen und sind einer Studie zufolge relativ verträglich. Nebenwirkungen umfassen z.B. Xerophthalmie, Xerostomie und Mydriasis. Oxybutynin wirkt anticholinerg und verhindert, dass Acetylcholin an Muskarinrezeptoren bindet. Es gibt nur wenige Studien mit pädiatrischen Patienten. Xerostomie, Verstopfung und verschwommenes Sehen sind mögliche Nebenwirkungen. Systemische Medikamente Sind topische Therapien nicht effektiv, kann auf systemische Medikamente wie Glykopyrrolate und orales Oxybutynin zurückgegriffen werden. Ersteres verhindert ebenfalls die Bindung von Acetylcholin an Rezeptoren. Häufige Nebenwirkungen sind Xerophthalmie und Xerostomie. Aufgrund seiner Struktur kann es die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren; unerwünschte Effekte im Zentralnervensystem sind daher selten. Oxybutynin hingegen kann die Schranke überwinden und daher Nebenwirkungen wie Tachkardie, kognitive Dysfunktion und Verwirrtheit auslösen. Andere Methoden Weitere Verfahren umfassen z.B. die Iontophorese, die Verwendung von Onabotulinumtoxin A, Mikrowellen und Ultraschall, die Liposuktion sowie die Sympathektomie. Die Wirkweise der Iontophorese ist bisher nicht vollständig verstanden. Die Methode eignet sich vor allem für Handflächen und Fußsohlen, teilweise auch für die Axillae. Dabei wird Leitungswasser alleine oder zusammen mit einer anticholinergen Substanz in eine Schale gegeben und ein elektrischer Strom durch die Flüssigkeit geleitet. In einer Studie traten bei der Leitungswasser-Iontophorese Nebenwirkungen wie Parästhesie, Schmerzen, Pruritus und Erytheme auf. Die Behandlung mit Onabotulinumtoxin A ist zwar sicher und wirksam und die Effekte halten möglicherweise länger als 4,5 Monate an – allerdings limitieren Kosten, Schmerzen und die Notwendigkeit mehrerer Therapiezyklen den Einsatz. Einschränkungen gibt es auch bei der Mikrowellentherapie: Hohe initiale Investitionskosten, Schmerzen nach der Anwendung und eine nicht ausreichende Wirksamkeit sind mögliche Limitationen. Die Effekte bei pädiatrischen Patienten wurden bisher nicht untersucht. Gleiches gilt für die Ultraschall-Therapie sowie die Liposuktion/Kürettage. Invasive Verfahren wie die Sympathektomie, die Sympathikolyse oder die Video-gestützte thorakoskopische Sympathektomie beeinflussen den Sympathikus. Sie kommen häufig bei einer palmaren Hyperhidrose zum Einsatz. Kompensatorisches Schwitzen ist eine häufige Nebenwirkung. Weitere postoperative unerwünschte Ereignisse sind z.B. Geschmacksschwitzen, Horner-Syndrom oder Ptose. Neue Therapien Sofpironium-Bromid, Umeclidinium und topisches Onabotulinumtoxin A stellen neue mögliche Therapien dar. Die topische Anwendung von einem Gel mit Sofpironium-Bromid, einem anticholinergen Wirkstoff, kann systemische Nebenwirkungen verringern. In Erwachsenen reduzierte die Behandlung ein übermäßiges Schwitzen. Eine Studie soll die Effekte bei pädiatrischen Patienten untersuchen. Umeclidinium erwies sich in einer aktuellen Studie als wenig effektiv. Nebenwirkungen waren lokale Irritationen und Schmerzen. Die topische Anwendung von Onabotulinumtoxin A ist eine attraktive Alternative zur Injektion der Substanz. Laut einer aktuellen Studie kann sie die Schwere einer Hyperhidrose in Erwachsenen verringern. Die Wirksamkeit und Sicherheit bei Kindern wurde bisher nicht überprüft. Fazit der Studienautoren Die Auswahl der Therapie hängt unter anderem vom Alter des Patienten und den betroffenen Körperstellen ab, schreiben die Autoren in ihrem Fazit. Jüngere Betroffene bevorzugen möglicherweise topische Therapien. Für eine axilläre Hyperhidrose eignen sich ebenfalls zunächst topische Wirkstoffe. Bringen diese keinen Erfolg, können z.B. orale anticholinerge Medikamente oder Onabotulinumtoxin A eingesetzt werden. Sind topische Therapien bei einer palmoplantaren Erkrankung nicht effektiv, sind Iontophorese und Onabotulinumtoxin A Mittel der Wahl. Patienten, die an verschiedenen Stellen stark schwitzen, können schon in der Erstlinie auf orale anticholinerge Substanzen zurückgreifen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Therapien stehen für eine pädiatrische Hyperhidrose zur Verfügung? Antwort: Aluminiumsalze, Glycopyrronium Tosylate und Oxybutynin sind topisch anwendbar. Glykopyrrolate und orales Oxybutynin können systemisch eingesetzt werden. Weitere und teilweise invasive Verfahren umfassen die Iontophorese, die Verwendung von Onabotulinumtoxin A, Mikrowellen und Ultraschall, die Liposuktion sowie die Sympathektomie. Neue Wirkstoffe sind z.B. Sofpironium-Bromid, Umeclidinium und topisches Onabotulinumtoxin A. Bedeutung: Die Auswahl der Therapie hängt unter anderem vom Alter des Patienten und den betroffenen Körperstellen ab. Jüngere Patienten bevorzugen möglicherweise topische Therapien. Für eine axilläre Hyperhidrose eignen sich zunächst topische Wirkstoffe. Bringen diese keinen Erfolg, können z.B. orale anticholinerge Substanzen oder Onabotulinumtoxin A eingesetzt werden. Sind topische Therapien bei einer palmoplantaren Erkrankung nicht wirksam, sind Iontophorese und Onabotulinumtoxin A Mittel der Wahl. Patienten, die an verschiedenen Stellen stark schwitzen, können schon in der Erstlinie auf orale anticholinerge Substanzen zurückgreifen.

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