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01.02.2022 | Pädiatrische Dermatologie | Nachrichten

Signifikanter Zusammenhang

Psoriasis, weil Papa raucht?

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Wird in einem Haushalt mit Kindern geraucht, ist das Risiko für den Nachwuchs, noch vor dem 18. Lebensjahr eine Psoriasis zu entwickeln, maßgeblich erhöht. Diesen Zusammenhang fanden türkische Forscher in einer Fallkontrollstudie.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Erwachsene, die rauchen, entwickeln bekanntermaßen häufiger eine Psoriasis als Nichtraucher. Aber gilt dieser Zusammenhang auch für das Passivrauchen und somit auch für Kinder, die den elterlichen Qualm inhalieren? Nach Dr. Mehmet Fatih Atak und seinem Team von der Universität Ankara scheint das der Fall zu sein, zumindest deuten die Ergebnisse einer Studie darauf hin, in der 130 Kinder mit Psoriasis mit 390 hautgesunden Altersgenossen verglichen wurden. Auch nach Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren wie Psoriasis in der Familienanamnese, Übergewicht und Einnahme von Antibiotika oder Steroiden blieb eine signifikante Häufung von Psoriasisfällen bei Raucherkindern bestehen (OR 2,23).

Die Forscher hatten auch das Risiko einer Tabakexposition im Mutterleib für eine spätere Psoriasiserkrankung untersucht. Diese intrauterine Exposition schien jedoch für sich genommen das Psoriasisrisiko vor dem 18. Lebensjahr nicht maßgeblich zu beeinflussen.

Belastende Erlebnisse können Erkrankung begünstigen

Wie Atak und sein Team zeigen konnten, schienen auch belastende Ereignisse im Leben der Kinder eine Psoriasis zu begünstigen. Solche fanden sich anamnestisch bei 36% der kleinen Hautpatienten, aber nur bei 26% der Vergleichsgruppe. Und auch Übergewicht ließ das Risiko für die Hauterkrankung steigen, die Wahrscheinlichkeit war dabei doppelt so hoch. Wenig überraschend hatten Kinder mit Psoriasis außerdem deutlich häufiger eine Schuppenflechte in der Familiengeschichte (28% gegenüber 5%). Bei den Jungen wie bei den Mädchen war die Hauterkrankung median mit sieben Jahren das erste Mal aufgetreten.

Über welche Mechanismen das Qualmen der Erwachsenen die chronische Hauterkrankung bei den Kindern bewirkt, darüber lässt sich gegenwärtig nur spekulieren. Laut Atak und Kollegen gibt es Hinweise, dass Abbauprodukte von Nikotin die Reifung von Keratinozyten blockieren, welche für die Hornhautproduktion verantwortlich sind. Eine andere Theorie sieht die Ursache in einer durch den Rauch ausgelösten Fehlregulation des Immunsystems. So könne Nikotin die Produktion bestimmter Zytokine anregen, die an der Psoriasisentstehung beteiligt sind. Und schließlich könne auch oxidativer Stress eine Rolle spielen, der durch Nikotinmetaboliten verursacht werde.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Welche Rolle spielt die kindliche Exposition gegenüber Tabakrauch (intrauterin oder über die Raumluft) bei der Entwicklung von Psoriasis im Kindesalter?

Antwort: Die intrauterine Exposition war unter Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren nicht mit einer Erkrankung an Psoriasis im Kindesalter verknüpft. Dagegen war das Passivrauchen in der elterlichen Wohnung deutlich mit dem Auftreten der Hauterkrankung assoziiert.

Bedeutung: Abbauprodukte von Nikotin können über noch nicht ganz geklärte Immunmechanismen bzw. Rezeptorblockaden die Entstehung von Psoriasis begünstigen.

Einschränkung: Relativ kleine Fallzahl.

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Literatur

Atak MF et al. Link between childhood tobacco exposure and childhood psoriasis: A case-control study. Pediatr Dermatol 2021; https://doi.org/10.1111/pde.14896

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