Junge Typ-1-Diabetiker noch besser schulen!

Die meisten Schulungen für Kinder mit Typ-1-Diabetes finden im ersten Erkrankungsjahr statt. Auch nach akuten Komplikationen nehmen die Patienten verstärkt an solchen Maßnahmen teil, wie eine Untersuchung der Uni Köln ergeben hat. Dabei sollten gerade sie solche Ereignisse verhindern helfen. Die Schulung junger Diabetiker und deren Eltern ist ein wichtiger Teil der Patientenbetreuung, um akute Komplikationen und Langzeitschäden zu vermeiden. Konrad Vogel von der Universität Köln und Kollegen haben Daten der multizentrischen Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) analysiert, um festzustellen, wie es derzeit um die Schulungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes in Deutschland und Österreich bestellt ist. Im Jahr 2013 waren insgesamt 21.871 pädiatrische Patienten mit Typ-1-Diabetes registriert. Das durchschnittliche Alter lag bei 12,7 Jahren, und die Kinder waren im Mittel seit 3,8 Jahren erkrankt. 42,0% wurden über eine Insulinpumpe versorgt, 52,5% spritzten mehrfach und 5,5% kamen mit zwei Insulininjektionen täglich aus. Knapp jeder Dritte der jungen Patienten hatte im Jahr 2013 an einer Diabetesschulung teilgenommen, bei der Standardprogramme meist durch zentrumsspezifische Maßnahmen ergänzt wurden. Die erste Schulung fand fast immer in einer stationären Einrichtung (91%), individuell und unter Einbeziehung der Eltern (69%) statt. Im Vergleich zu früheren Jahren scheint sich abzuzeichnen, dass Eltern allgemein immer mehr in die Schulungsmaßnahmen einbezogen werden. Außerdem haben die Schulungseinheiten pro Patient gegenüber den Jahren vor 2013 an Umfang zugenommen. Insgesamt waren Patienten, die 2013 eine Diabetesschulung absolviert hatten, noch nicht so lange erkrankt und hatten weniger Spätkomplikationen (Mikroalbuminurie: 9,0% vs. 10,5%; arterielle Hypertonie: 9,0 vs, 12,4%) sowie eine schlechtere glykämische Kontrolle (HbA1c 7,8% vs. 7,6%) als diejenigen, die in diesem Jahr nicht geschult wurden. Mehr Eltern einbeziehen Die Analyse zeigt, dass jüngere Kinder intensiver geschult wurden, wobei sich die Maßnahme bei den Jüngsten vorwiegend an die Eltern richtete. Der Anteil der Schulungen in 2013 bei den Null- bis Sechsjährigen bzw. deren Eltern lag bei 13%, bei den Sechs- bis Zwölfjährigen bei 12%, und von den 12- bis 18-Jährigen hatten 9,8% im Untersuchungszeitraum an einer Schulung teilgenommen. Patienten mit Migrationshintergrund erhielten überdurchschnittlich viele Trainingseinheiten. Außerdem ergab der Ländervergleich: In Österreich wurde zentrumsspezifischer, kürzer und individueller trainiert als in Deutschland. Die Anzahl der Schulungseinheiten à 45 Minuten lag in Deutschland bei 11,37 vs. 6,04 in Österreich. Zudem orientierte man sich hierzulande häufiger an standardisierten, strukturierten Schulungsprogrammen und folgte aktuellen nationalen Empfehlungen. Bei den 2013 geschulten Patienten wurde signifikant häufiger über akute Komplikationen wie Ketoazidose (7,7% vs. 3,1%) oder schwere Hypoglykämien (18,3 vs 13,9%) berichtet als bei den in diesem Zeitraum Ungeschulten. Die Autoren gehen davon aus, dass derart gravierende Ereignisse intensivere Schulungsbemühungen nach sich ziehen. Die Daten unterstreichen, wie wichtig regelmäßige, strukturierte Schulungen für Diabetespatienten aller Altersgruppen sind, um das Wissen um die Krankheit aufzufrischen und akute Komplikationen zu vermeiden. Noch mehr Bemühungen seien aber erforderlich, so Konrad und Kollegen, auch die Eltern von Jugendlichen in das Diabetesmanagement einzubeziehen. Zur Vermeidung schwerer Komplikationen müssten zudem standardisierte, regelmäßige Schulungen weiter optimiert und an das Alter des Patienten sowie die lokalen Gegebenheiten angepasst werden.

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