Mit Ballaststoffen Typ-1-Diabetes vorbeugen?

Die Zahl der Typ-1-Diabetiker steigt rasant. Eine höhere Ballaststoffzufuhr in der frühen Kindheit scheint das nicht verhindern zu können. Weil die drastische Zunahme von Typ-1-Diabetes vor allem in Industrienationen zu beobachten ist, wird ein Zusammenhang mit der westlichen Ernährungsweise vermutet. Insbesondere ein Mangel an löslichen Ballaststoffen steht unter Verdacht, das Immunsystem aus dem Gleichgewicht zu bringen und Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes hervorzurufen. Wasserlösliche Ballaststoffe wie Inulin, Pektin oder Alginate werden nämlich bakteriell zu kurzkettigen Fettsäuren mit antientzündlichen Eigenschaften abgebaut. Außerdem können Ballaststoffe die Zusammensetzung des Darmmikrobioms verändern und dadurch die intestinale Immunantwort modulieren. In der TEDDY-Studie hat ein internationales Forscherteam daher prospektiv untersucht, ob die Ballaststoffaufnahme in den ersten Lebensjahren bei Kindern mit hohem Risiko für einen Typ-1-Diabetes die Ausbildung der Krankheit beeinflusst. Die Fünf-Jahres-Ergebnisse haben Andreas Beyerlein vom Helmholtz-Zentrum in München und Kollegen nun veröffentlicht. Ihre Hoffnung, durch höhere Ballaststoffzufuhr dem Typ-1-Diabetes vorbeugen zu können, ist allerdings enttäuscht worden. Insel-Autoimmunität unabhängig von Ballaststoffzufuhr Für die Untersuchung war die Ernährung von 3358 Kindern mit Risikogenen für Typ-1-Diabetes – davon 2912 aus den USA und 446 aus Deutschland – im Alter zwischen 9 und 48 Monaten regelmäßig dokumentiert worden. Die Studienteilnehmer waren außerdem alle drei Monate auf Insel-Autoimmunität und Typ-1-Diabetes getestet worden. Im Lauf von fünf Jahren wurden so bei 242 Kindern (7,2%) Inselzell-Autoantikörper, bei 151 Kindern (4,5%) sogar mehrere Autoantikörper nachgewiesen; außerdem wurde bei 71 Kindern (2,1%) ein Typ-1-Diabetes diagnostiziert. Ob die Kinder viel oder wenig lösliche Ballaststoffe zu sich genommen hatten – der Anteil pro 1000 kcal variierte zwischen weniger als 1,8 g in der niedrigsten und mehr als 3,3 g in der höchsten Quintile –, war für diese Entwicklung unerheblich. Zu keinem Zeitpunkt war ein protektiver Effekt der Ballaststoffzufuhr in Bezug auf einen der untersuchten Endpunkte zu beobachten. Daran änderte sich auch dann nichts, wenn nur ein kürzerer Zeitraum ausgewertet oder das HLA-Genotyp-abhängige Risiko berücksichtigt wurde. Nicht zur Prävention geeignet „Auf der Basis unserer Ergebnisse erscheint ein direkter Effekt einer mangelhaften Ballaststoffaufnahme auf Entzündungsreaktionen als potenzielle Ursache eines Typ-1-Diabetes zweifelhaft“, konstatieren Beyerlein und Kollegen. Zwar sei nicht auszuschließen, dass Veränderungen im Darmmikrobiom an der Entstehung eines Typ-1-Diabetes beteiligt seien – allerdings von anderen Faktoren angestoßen. „Die Ballaststoffaufnahme in den ersten Lebensjahren spielt dabei wahrscheinlich keine große Rolle und scheint daher auch nicht zur Prävention geeignet“, so das Fazit der TEDDY-Autoren.

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