Erschienen in:
20.08.2018 | Ultraschall | Kasuisiken
Ektope Lage einer Schilddrüse im Zungengrund – Zufallsdiagnose bei einem 6‑jährigen Mädchen
verfasst von:
A. Albrecht, T. Penger, M. Marx, J. Jüngert, T. Kuwert, Prof. Dr. H. G. Dörr
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 5/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine Schilddrüsenektopie ist extrem selten. Man findet ektopes Schilddrüsengewebe als Folge eines gestörten embryonalen Migrationsprozesses gewöhnlich im Bereich von der Zunge bis zum Zwerchfell, wobei insbesondere die linguale und sublinguale Lokalisation bevorzugt vorkommen. Bei einem Kind mit angeborener Hypothyreose, die im Neugeborenenscreening entdeckt wurde, kann die Ektopie im Rahmen der weiteren Abklärung diagnostiziert werden.
Fallbericht
Bei dem Mädchen wurde mit 6 3/12 Jahren im Rahmen einer Abklärung von chronischen Bauchschmerzen durch den Kinderarzt als Zufallsbefund eine latente Hypothyreose diagnostiziert (Serum-TSH [Thyreoidea-stimulierendes Hormon] 23,3 mU/l, fT3 [freies Trijodthyronin] und fT4 [freies Thyroxin] normal) und eine Therapie mit L‑Thyroxin (L-T4) eingeleitet. Bis dahin normale psychomotorische Entwicklung, Längenwachstum und Gewichtsentwicklung. Das Mädchen war bei Erstvorstellung mit 6 5/12 Jahren in unserer Ambulanz klinisch und laborchemisch euthyreot; die Körpermaße waren normal. Die Schilddrüsenautoantikörper waren unauffällig. Im Ultraschall der Schilddrüse konnte in loco typico kein Schilddrüsengewebe nachgewiesen werden, während sich im Bereich des Zungengrundes ein schilddrüsenähnliches Gewebe mit einem Volumen von 0,9 ml fand. Eine Schilddrüsenszintigraphie bestätigte den Ultraschallbefund. Unter der Therapie mit L‑T4 war die Patientin immer euthyreot und das Schilddrüsenvolumen blieb konstant. Das Mädchen ist derzeit 11 8/12 Jahre alt (Körperhöhe 146,9 cm, Gewicht 33,3 kg, Tanner-Stadium B2) und besucht ein Gymnasium.
Schlussfolgerung
Eine Zungengrundschilddrüse ist eine seltene Ursache einer latenten Hypothyreose und bei fehlenden klinischen Symptomen schwierig zu diagnostizieren. Sie kann als Zufallsbefund in jedem Lebensalter entdeckt werden.