Schwere Infektion als Kleinkind = adipös im Alter?

Infektionen in der Kindheit, die so schwer verlaufen, dass sie eine stationäre Behandlung erforderlich machen, sind mit einem hohen BMI im Erwachsenenalter assoziiert. Zudem ist das Risiko für ein metabolisches Syndrom in diesem Alter erhöht. Der Zusammenhang zwischen schweren Infektionen in der Kindheit und metabolischen Folgen im Erwachsenenalter wurde bisher noch nie in einer für manche Störfaktoren weniger anfälligen Längsschnittstudie untersucht. Das haben nun australische in Zusammenarbeit mit finnischen Ärzten nachgeholt. Die Basis ihrer Studie bilden die Daten von 1376 Teilnehmern der „Cardiovascular Risk in Young Finn“-Kohorte. Seit 1969 werden in dem Register alle Angaben gesammelt, die während der stationären Behandlung von Kindern und Heranwachsenden anfallen. Alle Teilnehmer der Studie waren im Jahr 1980 zwischen drei und neun Jahre alt. Von ihnen gab es seit der Geburt jeweils einen kompletten Datensatz. Schließlich wurden seit 1980 bei jedem regelmäßig kardiometabolische Risikofaktoren abgefragt und danach mindestens einmal im Erwachsenenalter, also im Alter von 30 bis 45 Jahren, und zwar 2001, 2007 und/oder 2011. C-reaktives Protein und Passivrauchen bei der Analyse berücksichtigt Wie die Pädiater um Professor David P. Burgner von der Universität von Melbourne in Parkville berichten, hatten 597 Studienteilnehmer (43,4%) mindestens einen infektionsbedingten stationären Aufenthalt, und zwar im Mittel im Alter von 35 Jahren. Bei 181 Teilnehmern war das bereits der Fall, als sie jünger als fünf Jahre waren. Schwere Infektionen im Kleinkindalter waren der Auswertung zufolge signifikant mit erhöhten BMI-Werten im Erwachsenenalter (p = 0,02) assoziiert sowie mit einem erhöhten Taillenumfang (relatives Risiko: 1,56; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,03 und 2,35; p = 0,03). Bei der Multivariatanalyse wurde außer dem Alter und dem Geschlecht auch das Einkommen der Familie berücksichtigt, bei der Analyse des Taillenumfangs unter anderem auch das Geburtsgewicht, Cholesterinwerte, C-reaktives Protein und Passivrauchen in der Familie. Schließlich war auch das Risiko für ein metabolisches Syndrom im Erwachsenenalter signifikant erhöht, wenn die Studienteilnehmer bis zum Alter von fünf Jahren mindestens einmal wegen einer schweren Infektionserkrankung hatten stationär behandelt werden müssen. Bei der Berücksichtigung der Befunde von 1325 Studienteilnehmern und nach dem Herausrechnen von Alter, Geschlecht, BMI- und Blutdruckwerten im Kindesalter errechneten die Studienautoren einen Wert für das relative Risiko von 1,36 (95%-Konfidenzintervall zwischen 1,01 und 1,83; p = 0,04): Die Wahrscheinlichkeit für das metabolische Syndrom war somit um 36% höher als bei Studienteilnehmern ohne schwere Infektion. Anhaltende unspezifische Entzündungsreaktion als Ursache? Eine Erklärung für den beobachteten Zusammenhang könnte nach Ansicht von Burgner und seinen Kollegen sein, dass die Notwendigkeit der stationären Behandlung ein Hinweis auf eine zugrunde liegende anhaltende, letztlich unspezifische inflammatorische Reaktion auf die Infektionskrankheit ist, was wiederum die Entwicklung von Adipositas und metabolischem Syndrom im Erwachsenenalter begünstigen könnte. Bekannt sei zum Beispiel, dass nach einer Infektion aktivierte Monozyten und Makrophagen das Fettgewebe in Beschlag nehmen und letztlich die Entwicklung von Adipositas und Insulinresistenz fördern. Die Pädiater diskutieren auch die Möglichkeit, dass der Zusammenhang zwischen Infektion in der Kindheit und einem erhöhten kardiometabolischen Risiko auf der Anwendung von Antibiotika beruht. Diese reduzierten die Vielfalt der Mikrobiomzusammensetzung, was ebenfalls im Zusammenhang mit der Entwicklung von Adipositas und metabolischem Syndrom stehe.

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