Kleinkind + hohes Fieber = Bettruhe verordnen?

Toben, Hüpfen, Rennen: Ist das einem - ansonsten gesunden - Kind mit hoch fieberhafter Erkrankung erlaubt? Oder ist hier körperliche Schonung angezeigt? Was Sie den Eltern raten können, erfahren Sie in diesem Expertenrat! Eine interessante Frage stellte ein Kollege im Expertenrat Pädiatrie auf springermedizin.de: "Liebes Expertenteam, ich habe eine einfach Frage, finde aber leider keine aktuelle Literatur dazu: 2,5 Jahre alter Junge; klinisch Infekt der oberen Atemwege und Temperaturen bis 39,5°. Guter AZ und nur wenig durch das Fieber eingeschränkt. Abends bekommt er PCM zur Fiebersenkung. Ist eine körperliche Schonung notwendig oder sind „normale“ Belastungen sinnvoll? Gibt es zu diesem Thema mehr als „nur“ Erfahrungsempfehlungen?" Antwort des Experten Dr. med. Rüdiger Kardorff: "Unmittelbar plausibel und auch pathophysiologisch begründet erscheint die Empfehlung, bei Fieber auf intensive körperliche Belastung zu verzichten, d.h. auf sportliche Betätigung. Begründet wird dies durch den bei Fieber signifikant erhöhten Energieumsatz, den schon basal erhöhten Sauerstoffverbrauch mit vermehrter CO2-Produktion, den durch vermehrte Perspiratio erhöhten Flüssigkeitsverlust und die bereits in Ruhe erhöhte Kreislaufbelastung. Unter zusätzlicher körperlicher Anstrengung dürfte daraus ein erhöhtes Risiko einer kardiozirkulatorischen oder metabolischen Dekompensation und eines signifikanten Volumenmangels resultieren. Dr. Rüdiger Kardorff, Wesel × Weiter ist zu bedenken, dass Fieber in seltenen Fällen Symptom einer Myokarditis oder anderer entzündlicher Erkrankungen sein kann, bei denen eine erhebliche körperliche Belastung tatsächlich zu schwerwiegenden Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen führen kann. Tatsächlich sehr fraglich ist es, inwieweit diese Überlegungen auf ein sonst gesundes (!) Kleinkind herunter gebrochen werden können, welches bei nach sorgfältigem ärztlichem Urteil „banaler“, aber hoch fieberhafter Erkrankung alterstypisch aktiv sein will. Anders als bei sportlicher Betätigung besteht ja hier keine Gefahr, dass das Kind sich über warnende Körpersignale hinwegsetzt und sich überlastet, sondern es wird bei Müdigkeit, Durstgefühl, Schwindel etc. ja typischerweise seine Aktivität auch spontan angemessen reduzieren. „Common sense“ unter diversen befragten Pädiatern ist es daher, in der hier besprochenen Konstellation spontane alterstypische Aktivität zuzulassen. Aktives Animieren zu Anstrengungen z.B. im Rahmen von Toben und Gruppenspielen sollte dagegen unterlassen werden. Auch dem „Experten“ ist es allerdings trotz ausführlicher Bemühung nicht gelungen, für dieses pragmatische Vorgehen eine evidenzbasierte Grundlage in namhaften Lehrbüchern oder Literaturdatenbanken zu finden – sorry!" Zur Person: Dr. Rüdiger Kardorff ist leitender Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Marien-Hospital Wesel, und beantwortet Fragen im Expertenrat Pädiatrie.

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