Erschienen in:
12.08.2019 | Misshandlungsbedingtes Schädel-Hirn-Trauma | Leitthema
Update Schütteltraumasyndrom
Misshandlungsbedingte Kopfverletzungen und ESPED-Daten
verfasst von:
Dr. med. M. Baz Bartels, S. Banaschak, B. Herrmann
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 10/2019
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Zusammenfassung
Das Schütteltraumasyndrom (STS), im englischen Sprachgebrauch „abusive head trauma“ (AHT), ist eine klar definierte und gängige medizinische Diagnose, dessen grundlegendes Konzept seit geraumer Zeit keinem grundsätzlichen Wandel mehr unterliegt. In der letzten Dekade haben sich auf der Basis systematischer Reviews und Metaanalysen neue und präzisere Erkenntnisse hinsichtlich der Validität klinischer Symptome und der Sicherheit der Diagnosestellung ergeben. Diese erfordert hohe Aufmerksamkeit und Kenntnis der hinweisenden Anamnese, Symptome und Befunde, gezielte klinische, radiologische und ophthalmologische Diagnostik, den Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen und eine strukturierte, multiprofessionelle Abklärung durch eine Kinderschutzgruppe. Die Ergebnisse der deutschen Studie zu Inzidenz und Charakteristik des STS, die von der Erhebungseinheit für Seltene Pädiatrische Erkrankungen in Deutschland (ESPED) koordiniert wurde, bewegen sich im international vergleichbaren Rahmen. Kontroversen hinsichtlich der Akzeptanz der Diagnose finden sich weniger in der wissenschaftlichen und medizinischen Literatur als in gerichtlichen und öffentlichen, medialen Zusammenhängen. Diese müssen dem häufig auch als medizinischer Gutachter oder sachverständiger Zeuge fungierenden Klinker bewusst sein. Zunehmend wurden Ansätze und Initiativen zur Prävention des STS entwickelt, deren Wirksamkeitsnachweise noch ausstehen.