Erschienen in:
01.10.2010 | Originalien
Pädiatrischer Notfallpatient im Luftrettungsdienst
Einsatzrealität unter besonderer Berücksichtigung „invasiver“ Maßnahmen
verfasst von:
Dr. M. Helm, OTA, G. Biehn, L. Lampl, M. Bernhard
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 10/2010
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Pädiatrische Notfallsituationen machen in Deutschland lediglich 2–9% der Notarzteinsätze aus. Dies bedeutet, dass jeder Notarzt durchschnittlich nur alle 1,1 bis 1,3 Monate mit einem pädiatrischen Notfall konfrontiert wird. Bislang gibt es nur wenige Untersuchungen über das Ausmaß „invasiver“ Techniken und Maßnahmen (z. B. vaskulärer Zugang, endotracheale Intubation, Anlage einer Thoraxdrainage) bei pädiatrischen Notfallpatienten in deutschen Notarztsystemen. Ziel der vorgestellten Studie ist es, exemplarisch die diesbezügliche „Einsatzrealität“ aus dem Bereich des Luftrettungsdienstes aufzuzeigen.
Methode
Über einen Zeitraum von 4 Jahren wurden retrospektiv die pädiatrischen Einsätze (Patienten jünger als 18 Lebensjahre) der Rettungshubschrauberstation ausgewertet.
Ergebnisse
Im Beobachtungszeitraum wurden insgesamt 5826 Einsätze durchgeführt, mit einem Anteil pädiatrischer Notfälle von 11,0%. Am häufigsten betroffen waren Kinder in der Altersgruppe vom ersten bis fünften Lebensjahr (29,2%) sowie vom vierzehnten bis siebzehnten Lebensjahr (25,8%). Der Anteil an Patienten mit Schweregrad IV–VII im National Advisory Committee of Aeronautics (NACA) Score betrug 59,3%. Bezogen auf das pädiatrische Gesamtkollektiv dominierte der traumatologische Notfall (57,9%). Unter Berücksichtigung der Altersgruppen zeigte sich allerdings, dass die Häufigkeit des Traumas mit zunehmendem Alter anstieg. Bezüglich der etablierten Überwachungsmaßnahmen ergab sich ebenso ein altersabhängiges Bild: Mit zunehmenden Alter stieg der Unfang des Monitorings. Ein Gefäßzugang wurde in 81,5% der Fälle etabliert (davon 2,5% intraossäre Punktionen). Eine endotracheale Intubation wurde in 20,7% der prädiatrischen Notfallpatienten durchgeführt (davon in 92,5% mit medikamentöser Narkoseinduktion). Die Anlage einer Thoraxdrainage war im Beobachtungszeitraum lediglich bei 1,2% der Kinder notwendig.
Schlussfolgerung
Pädiatrische Patienten in der Luftrettung zeichnen sich durch eine hohe Erkrankungs- bzw. Verletzungsschwere aus. Dabei sind in einem hohen Prozentsatz invasive Maßnahmen durchzuführen. Ein speziell auf dieses Kollektiv abgestimmtes Angebot einer notärztlichen Zusatzausbildung erscheint sinnvoll.