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Erschienen in: Schmerzmedizin 3/2016

13.05.2016 | Suizid | Original_Lebensverkürzende Maßnahmen

Palliative Versorgung statt Beihilfe zum Suizid und Tötung auf Verlangen?

Über die fragliche Notwendigkeit lebensverkürzender Maßnahmen. Vollerhebung im Sinne empirischer Sozialforschung bei Palliativmedizinern in SAPV-Teams im Saarland und Hessen sowie Kinder-SAPV-Teams in Deutschland.

verfasst von: Thomas Sitte, Dr. med. Benjamin Gronwald, Prof. Dr. med. Sven Gottschling

Erschienen in: Schmerzmedizin | Ausgabe 3/2016

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Zusammenfassung

Zunehmend wird über Tötung auf Verlangen und Beihilfe zur Selbsttötung als Behandlungsoption diskutiert. Häufig wird dieser Wunsch nach lebensverkürzenden Maßnahmen geäußert aus Angst vor Leiden oder aus Unkenntnis der therapeutischen Möglichkeiten. Leitende Palliativmediziner aus 49 Palliative Care Teams (PCT) wurden retrospektiv befragt (Rücklauf 85,7 %).
  • 17.772 Patienten dieser PCTs verstarben in den Jahren 2013 und 2014.
  • 1.452-mal wurde der Wunsch nach lebensverkürzenden Maßnahmen in Form von Beihilfe zum Suizid oder Tötung auf Verlangen von Patienten oder Angehörigen meist bei Therapiebeginn geäußert.
  • 17 Patienten begangen Suizid; es gab keine Tötung auf Verlangen. Kein einziges Mal war der Grund palliativ nicht behandelbares Leiden
Wenn ein Patient sein Leiden nicht mehr ertragen will, kann auch bei schwerstem Leiden die palliative Sedierung zur Symptomlastlinderung wirkungsvoll eingesetzt werden. Als Ergebnis dieser Untersuchung können zwei Aussagen getroffen werden:
1.
Beihilfe zur Selbsttötung und Tötung auf Verlangen bei Palliativpatienten sind nicht aus Gründen unzureichender Symptomlinderung notwendig.
 
2.
Die Umfrage gibt Hinweise darauf, dass durch Teams der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) versorgte Sterbende in dieser Struktur- und Prozessqualität eine effektive Suizidprävention erfahren.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Palliative Versorgung statt Beihilfe zum Suizid und Tötung auf Verlangen?
Über die fragliche Notwendigkeit lebensverkürzender Maßnahmen. Vollerhebung im Sinne empirischer Sozialforschung bei Palliativmedizinern in SAPV-Teams im Saarland und Hessen sowie Kinder-SAPV-Teams in Deutschland.
verfasst von
Thomas Sitte
Dr. med. Benjamin Gronwald
Prof. Dr. med. Sven Gottschling
Publikationsdatum
13.05.2016
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Schmerzmedizin / Ausgabe 3/2016
Print ISSN: 2194-2536
Elektronische ISSN: 2364-1010
DOI
https://doi.org/10.1007/s00940-016-0320-7

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