Keine reine Lebensverlängerung ohne verbesserte Lebensqualität

Eine engmaschige frühzeitige palliativmedizinische Betreuung von Krebskranken kann bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität dazu beitragen, dass die Patienten länger leben. Dossier "Palliativmedizin" Die Vorstellungen bei Ärzten und Patienten, was mit einer Behandlung bei Krebs erreicht werden soll, stimmen oft nicht überein. Viele Onkologen sehen die Lebensverlängerung eher im Vordergrund, was nicht bei allen Patienten der Fall ist. Wie Privatdozentin Dr. Diana Lüftner vom Charité Campus Benjamin Franklin in Berlin und Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) auf der DGHO-Tagung in Wien berichtete, wurden in der jüngst veröffentlichten ADVOCATE-Studie auch Patientinnen zu ihren Wünschen befragt. Mehr als 200 Frauen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom nahmen an der Befragung teil. Eine frühzeitige, engmaschige palliativmedizinische Betreuung ist wichtig Insgesamt 86% gaben an, sie würden eine Therapie akzeptieren, die die Lebensqualität verbessert, ohne zugleich auch die Lebenszeit zu verlängern. Wurden die Frauen aber dazu befragt, was für sie am wichtigsten sei, nannten 33% ausschließlich die Lebensqualität, nur 9% eine Lebensverlängerung, aber für 57% waren beide Parameter gleichermaßen wichtig. Die reine Lebensverlängerung ohne verbesserte Lebensqualität werde von den Patientinnen offenbar nicht als besonders wertvoll erachtet, so Lüftner. Um eine Verbesserung der Lebensqualität und gleichzeitig eine Verlängerung der Lebenszeit bei Krebspatienten zu erzielen, sei eine frühzeitige, engmaschige palliativmedizinische Betreuung erforderlich, statt zunächst „nur“ die Chemotherapie vorzunehmen und danach palliativmedizinisch zu behandeln. Patienteneinschätzungen ermittelt In diesem Zusammenhang erinnerte Lüftner an die Ergebnisse einer Studie von Dr. Richard J. Gralla vom Albert Einstein College of Medicine in Bronx, die während der diesjährigen ASCO-Tagung in Chicago vorgestellt worden sind. An der prospektiven Studie hatten mehr als 620 Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) teilgenommen, die eine Docetaxel-basierte Behandlung erhalten hatten, 80% von ihnen zusätzlich auch Cisplatin oder Carboplatin. Ermittelt wurden die Patienteneinschätzungen (PRO, patient reported outcome) sowie die Überlebensraten nach einem und zwei Jahren. Die Lebensqualität wurde anhand der elektronischen Version des LCSS (Lung Cancer Symptom Scale) beurteilt, der einen Zeitaufwand von weniger als drei Minuten erfordert. Erfasst werden damit unter anderem die negativen Faktoren Schmerz, Dyspnoe und Appetit sowie die Stresssymptomatik (distress). Je mehr von insgesamt sechs lungenkrebsspezifischen Hauptsymptomen die Patienten vor Beginn der Chemotherapie angaben, umso niedriger war die Überlebensrate nach einem und zwei Jahren. Auf dieser Basis erstellten die Onkologen je nach Zahl der angegebenen Symptome einen Index mit drei Gruppen: 0, 1–2 und 3. Insgesamt 29% der Studienteilnehmer wurden der niedrigsten Indexgruppe mit den wenigsten genannten Symptomen zugeordnet. In dieser Gruppe lag die Überlebensrate nach einem Jahr bei 64% und nach zwei Jahren bei 36%. Der Anteil der Patienten in der Index-Gruppe 1–2 lag bei 44%. Hier betrugen die Überlebensraten 54% bzw. 30%. Die schlechteste Prognose hatte die Indexgruppe 3 mit Überlebensraten von 38% bzw. 13%. Weitere Beiträge von der Jahrestagung der deutschsprachigen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie lesen Sie im Kongress-Dossier!

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