Asprosin – eine Option als früher Tumormarker beim Pankreaskarzinom

Noch immer sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der Suche nach einem Biomarker, der eine frühe Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs ermöglicht. In dem Peptidhormon Asprosin könnten sie einen Kandidaten gefunden haben. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Wegen seiner geringen Sensitivität und Spezifität wird das Glykoprotein Carbohydrate-Antigen 19-9 (CA 19-9) eher zur Verlaufskontrolle als zur Früherkennung des Pankreaskarzinoms herangezogen. Sehr positiv werten Forscher aus Südkorea erste Untersuchungen zu Asprosin, die sie in einer aktuellen Studie im European Journal of Cancer vorstellen. Asprosin ist ein Peptidhormon, das im weißen Fettgewebe produziert wird und die Leber anregt, Glukose in den Blutkreislauf freizusetzen. Es spielt eine Rolle bei der Entwicklung von Appetit, beim Glukosestoffwechsel, der Insulinresistenz, der Zellapoptose und vielem mehr. Bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus werden hohe Werte von Asprosin festgestellt. Die Studienautoren um Hoonsik Nam von der Seoul National University verglichen die Asprosin-Serumwerte von 347 Patientinnen und Patienten mit Pankreaskarzinom, deren Blutproben noch von retrospektiven Multicenter-Studien vorlagen, mit denen von 209 gesunden Probanden. Zusätzlich untersuchten sie Serumproben von 55 Diabetes-mellitus-Patienten. Die Forschergruppe ermittelte höhere durchschnittliche Asprosin-Werte in der Gruppe mit Pankreaskarzinom im Vergleich zu den gesunden Probanden: 13,0 ng/ml versus 3,38 ng/ml (p < 0,001). Das Serum-Asprosin differenzierte mit hoher Trennschärfe zwischen Krebspatienten und Gesunden, die nach Alter adjustierte „area under the curve“ (AUC) erreichte 0,987, für CA 19-9 ergab die AUC lediglich 0,876. Bei einem Cut-off-Wert von 7,18 ng/mL zeichnete sich eine Sensitivität von 0,957 sowie eine Spezifität von 0,924 ab. Hervorzuheben ist, dass dieser Zusammenhang auch in frühen und auch in nicht metastasierten Stadien des Pankreaskarzinoms belegt werden konnte. In der Gruppe der Diabetikerinnen und Diabetiker war Asprosin mit einer durchschnittlichen Konzentration von 6,07 ng/ml ebenfalls erhöht im Vergleich zu den gesunden Versuchsteilnehmern (3,38 ng/ml; p < 0,001) – jedoch nicht so deutlich wie bei den Krebspatienten. Bestätigung durch Zelllinien Die Studienautoren hatten bei ihrer Suche nach einem geeigneten Biomarker vor allem auch Wert darauf gelegt, dass der Marker in keiner anderen Krebsart zu finden ist, was ansonsten auf Kosten der Spezifität gegangen wäre. Dazu hatten sie mithilfe der Bioinformatik insgesamt über 60.000 Gene bei rund 12.000 Patientinnen und Patienten gescreent und dabei lediglich ein Gen gefunden, das die benötigten Kriterien erfüllte: FBN1. Das Gen kodiert für das Protein Fibrillin 1, das unter anderem zu Asprosin gespalten wird. Die Forscherinnen und Forscher untersuchten dabei auch das Expressionsniveau von Asprosin in Pankreaskarzinom-Zelllinien, das dort höher als in gesunden Zelllinien der Bauchspeicheldrüse war. Darüber hinaus wurde ein möglicher Zusammenhang an Mäusen untersucht: Eine orthotope Transplantation von humanen Pankreaskarzinomzellen in die Bauchspeicheldrüse der Mäuse führte zu einem höheren Serum-Asprosinspiegel sowie zu einer spezifischen Färbung des Krebsgewebes. Eine Anfärbung der Gewebepräparate von Pankreaskarzinomen und gesundem Pankreasgewebe zeigte, dass der Asprosinspiegel in den Tumorgeweben höher ausfiel. Bemerkenswerterweise unterschied sich die Färbung nicht zwischen Früh- (Stadium I und II) und Spätstadien (III und IV), was darauf hindeutet, dass der Asprosinspiegel auch im frühen Stadium der Pankreastumoren ansteigt. Außerdem war die Anfärbung unabhängig vom Tumorgrad zu beobachten. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Asprosin von Pankreaskarzinomen sezerniert wird und ein potenzieller früher Biomarker sein könnte, schreiben die Autoren. Sie können sich vorstellen, dass er bei Menschen mit einem hohen Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Einsatz kommen könnte, beispielsweise bei Rauchern oder Menschen mit Verwandten ersten Grades mit Pankreaskarzinom, Menschen mit entsprechenden Keimbahnmutationen oder auch Hochrisikopatienten mit Diabetes. Verbindung zu Diabetes Die Assoziation von Diabetes und Bauchspeicheldrüsenkrebs scheint wechselseitig zu sein: Einerseits haben bis zu 70% der Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose einen Diabetes beziehungsweise eine gestörte Glukosetoleranz. Seine Entstehung scheint kausal mit dem Karzinom zusammenzuhängen, da es nach Entfernung des Tumors zu einer Glukosesenkung kommt. Auf der anderen Seite erhöht Diabetes das Risiko für ein Pankreaskarzinom. Die Rolle, die Asprosin bei Krebs oder in der Beziehung zwischen Pankreaskarzinom und Diabetes spielt, wurde bisher noch nicht durchschaut. Nam et al. schreiben dazu: Die genaue Rolle von Asprosin bei Pankreaskarzinom-assoziiertem Diabetes sollte ein interessantes Thema für zukünftige Studien sein. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist das Peptidhormon Asprosin als Biomarker zur Früherkennung eines Pankreaskarzinoms geeignet? Antwort: Asprosin scheint eine interessante Option bei der frühzeitigen Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu sein. Auch in frühen Tumorstadien waren die Werte bei Patientinnen und Patienten mit Pankreaskarzinom erhöht. Bedeutung: Asprosin könnte sich zu einem Biomarker zur Früherkennung entwickeln. Einschränkung: Es lagen keine weiteren klinischen Charakteristika der Krebspatientinnen und -patienten vor, die mögliche Einflussfaktoren auf den Asprosinspiegel preisgeben könnten.

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