Erschienen in:
26.10.2020 | Solide Tumoren | Hauptreferate: Hauptprogramm der DGP
Die ambivalente Rolle des Tumormikromilieus bei soliden Tumoren
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr. med. Matthias M. Gaida
Erschienen in:
Die Pathologie
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Sonderheft 2/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zu den Aufgaben des Immunsystems gehört neben der Infektabwehr auch die Abwehr von Tumoren. Entsprechend weisen alle soliden Tumoren ein unterschiedlich ausgeprägtes fibroinflammatorisches Mikromilieu auf, das aus myofibroblastären Zellen, extrazellulären Matrixkomponenten und Infiltraten von verschiedenen Immunzellen besteht. Insbesondere das duktale Adenokarzinom des Pankreas ist ein Prototyp eines Tumors mit einem ausgeprägten inflammatorischen Mikromilieu, bei dem der Großteil der Tumormasse aus nichtneoplastischen Stroma- und Immunzellen besteht. Eigene Daten und Daten aus der Literatur weisen auf eine protektive Rolle tumorinfiltrierter T‑Zellen hin. Andererseits konnten wir zeigen, dass eine definierte T‑Zell-Subpopulation paradoxerweise das Fortschreiten des Tumors fördert. Unsere Untersuchungen konzentrieren sich nun auf diese, als „Th17“ bezeichneten Zellen im Tumormikromilieu.
Ziel der Arbeit
Aufklärung der Mechanismen der tumorinfiltrierenden Immunzellen und ihrer Mediatoren im Tumormikromilieu.
Material und Methoden
Humanes Pankreaskarzinomgewebe wurde für (immun‑)histologische Färbungen und morphometrische Analysen verwendet und die Ergebnisse mit klinischen Parametern und mit diffusionsgewichteter Magnetresonanzbildgebung korreliert. Die molekularen Mechanismen wurden in Zellkulturansätzen unter Verwendung von humanen Tumorzellen und humanen Immunzellen mit molekularbiologischen Methoden und funktionellen Assays für Zellwachstum, Invasion und Koloniebildung analysiert. Die In-vivo-Korrelation unserer Ergebnisse sowie funktionelle Interventionen wurden in murinen und aviären (Xenotransplantat‑)Modellen getestet.
Ergebnisse und Diskussion
Tumorinfiltrierende Immunzellen vom Typ Th17 und deren Mediatoren förderten in Abhängigkeit von Dichte, Aktivierungsstatus und Zytokinprofil das Fortschreiten des Tumors. Auf molekularer Ebene identifizierten wir als Ursachen eine Th17-vermittelte Steigerung der Tumorzellmigration und der -invasion, eine erhöhte Neoangiogenese sowie eine Reorganisation des Tumorstromas und der -mikroarchitektur. Die Daten zeigen, dass je nach Aktivierungszustand und Zytokinprofil der T‑Zellen die Progression des Pankreaskarzinoms begünstigt wird.