Fortschritt bei resezierbarem Pankreaskarzinom

Eine modifizierte FOLFIRINOX-Therapie verlängert das progressionsfreie Überleben bei resezierbarem Pankreaskarzinom um 40% verglichen mit der adjuvanten Standardtherapie. Das Gesamtüberleben lässt sich um fast 20 Monate verlängern. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Adenokarzinome des Pankreas könnten bereits in zehn Jahren die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache darstellen, und zwar schlicht deswegen, weil es in den vergangenen Dekaden kaum gelungen ist, die Sterberate nennenswert zu senken. Umso überraschender erscheinen daher die Resultate der Studie PRODIGE-24*, die nun zumindest einen deutlichen Fortschritt in der Therapie von solchen Patienten nahelegt, deren Pankreaskarzinom noch nicht gestreut hat und sich operativ entfernen lässt. In der Studie konnte eine adjuvante Chemotherapie mit einem modifizierten FOLFIRINOX*-Regime das progressionsfreie Überleben und das Gesamtüberleben deutlich verlängern – der Effekt war etwa doppelt so groß, wie ihn die Forscher um Professor Thierry Conroy von der Universität in Nancy erwartet hatten. Progressionsfreies Überleben um neun Monate verlängert Das Team um Conroy hatte eine FOLFIRINOX-Therapie bei Patienten mit resezierbaren Tumoren geprüft, nachdem dieses Regime bereits Erkrankten mit metastasierten Pankreaskarzinomen in Studien das Leben deutlich verlängert hatte. Für ihre Untersuchung konnten die Forscher 493 Patienten aus Frankreich und Kanada gewinnen, bei denen eine R0- oder eine R1-Resektion gelungen war (keine oder kleinere Tumoranteile im Resektionsrand). Die Teilnehmer mussten zudem in einem guten Gesundheitszustand sein (WHO-Status 0 oder 1) sowie eine weitgehend normale hämatologische, renale und hepatische Funktion aufweisen. Patienten mit Verdacht auf Metastasen, mit Serum CA-19-9-Werten über 180 U/ml, mit KHK oder symptomatischer Herzinsuffizienz waren ausgeschlossen worden. Etwa die Hälfte der Patienten bekam nach der Resektion sechs Monate lang eine Standardtherapie mit Gemcitabin (sechs Zyklen); die übrigen wurden ebenso lange mit FOLFIRINOX behandelt, wobei die Ärzte auf einen Fluorouracil-Bolus verzichteten (modifiziertes Regime, zwölf Zyklen). Größere Unterschiede bei den Patienten beider Gruppen gab es anfangs nicht: Die Teilnehmer waren im Median 64 Jahre alt, lediglich der Anteil von Patienten mit lymphovaskulärer Tumorinvasion war in der FOLFIRINOX-Gruppe etwas höher (74 versus 63%). Zwei Drittel der Patienten in der FOLFIRINOX-Gruppe und knapp 80% mit Gemcitabin erhielten alle geplanten Therapiezyklen. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben nach einer medianen Nachbeobachtungsdauer von fast 34 Monaten. Anhand der Daten aus Studien mit fortgeschrittenen Tumoren erwarteten die Forscher nach drei Jahren einen rund 10 Prozentpunkte höheren Anteil der Patienten ohne Tumorprogression in der FOLFIRINOX-Gruppe. Tatsächlich war der Anteil jedoch 18 Prozentpunkte höher (39,7 versus 21,4%). Auch die mediane progressionsfreie Überlebenszeit lag unter FOLFIRINOX fast doppelt so hoch wie unter der bisherigen Standardtherapie (21,6 versus 12,8 Monate). Wurden diverse Begleitfaktoren und Resektionscharakteristika berücksichtigt, ergab sich unter FOLFIRINOX ein um 40% längeres progressionsfreies Überleben. Frauen schienen etwas stärker von der neuen Therapie zu profitieren als Männer, ältere ebenso gut wie jüngere Patienten. Mediane Überlebensdauer von 54 Monaten Deutliche Unterschiede zeigten sich auch beim Gesamtüberleben: Dieses betrug im Median 54,4 Monate unter FOLFIRINOX und 35,0 Monate unter Gemcitabin. Nach drei Jahren waren noch 63% mit FOLFIRINOX und 49% mit Gemcitabin am Leben. Der Median bei der krebsspezifischen Überlebenszeit ist unter FOLFIRINOX noch nicht erreicht worden, mit Gemcitabin beträgt er 36 Monate. Mit FOLFIRINOX dauerte es im Median 30,4 Monate, bis erste Metastasen auftraten, mit Gemcitabin hingegen nur 17,7 Monate – auch hier betrug die Differenz 40%. Nach drei Jahren hatten unter FOLFIRINOX ebenfalls deutlich mehr Patienten noch keine Metastasen (48 versus 31%). Ein Nachteil von FOLFIRINOX zeigte sich bei den Nebenwirkungen: Solche von Grad 3 oder 4 erlitten 76%, unter Gemcitabin nur 53%. Grad-4-Nebenwirkungen wurden in beiden Gruppen bei 12% beobachtet. Ein Patient in der Gemcitabin-Gruppe starb an einer therapiebedingten Pneumonitis, unter FOLFIRINOX litten zwei Patienten nach drei Jahren noch unter Oxaliplatin-induzierten peripheren neurotoxischen Schäden. Insgesamt seien die Nebenwirkungen unter FOLFIRINOX jedoch meist gut zu kontrollieren gewesen, schreiben die Studienautoren um Conroy. So habe der Verzicht auf den Fluorouracil-Bolus und eine niedrigere Irinotecan-Dosis die Neutropenierate im Vergleich zu Studien mit dem üblichen FOLFIRINOX-Regime halbieren können. Abkürzungen: FOLFIRINOX: Folsäure (Leucovorin), Fluorouracil, Irinotecan und Oxaliplatin PRODIGE-24: Partenariat de Recherche en Oncologie Digestive 24 Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist eine adjuvante FOLFIRINOX-Therapie bei resezierbarem Pankreaskarzinom der Standardbehandlung mit Gemcitabin überlegen? Antwort: Das progressionsfreie Überleben wird unter FOLFIRINOX um 40% verlängert. Bedeutung: FOLFIRINOX könnten zum neuen Standard der adjuvanten Behandlung werden. Einschränkung: Offene Studie.

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