Frühe Adipositas vervierfacht Risiko für Pankreaskarzinom

Je dicker jemand beim Übergang ins Erwachsenenalter ist, umso eher wird er später ein Pankreaskarzinom entwickeln. Etwa jeder achte dieser Tumoren lässt sich auf Übergewicht zurückführen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Pankreaskarzinome zählen bekanntlich zu den aggressivsten Tumoren und zu den häufigsten krebsbedingten Todesursachen. Zudem liefern Studien immer wieder Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für solche Tumoren unter Adipösen. Dabei scheint zum einen das Ausmaß des Übergewichts relevant zu sein, zum anderen dessen Dauer. Wer also schon in jungen Jahren besonders dick ist und dann dick bleibt, müsste ein besonders hohes Risiko für Pankreastumoren tragen. Dies ist wohl tatsächlich der Fall, berichten Ärzte um Dr. Zohor Levi vom Rabin Medical Center in Petach Tikva bei Tel Aviv, Israel. Anhand von Musterungsdaten kommen sie zu dem Schluss, dass Adipöse im Transitionsalter später rund vierfach häufiger an Pankreastumoren erkranken als Normalgewichtige. Das Team um Levi analysierte Angaben zu knapp 1,8 Millionen jüdischen Israelis an, die sich im Alter zwischen 16 und 19 Jahren einer Musterungsuntersuchung unterzogen hatten. Berücksichtigt wurden nur Personen, welche zwischen 1967 und 2002 an der Untersuchung teilgenommen hatten und mindestens zehn Jahre nachbeobachtet werden konnten. Rund 1,1 Millionen der Gemusterten waren Männer, 700.000 Frauen. Wie üblich wurden Körpergröße und Gewicht festgehalten, sodass die Ärzte im Nachhinein den BMI bestimmen konnten. Die Forscher um Levi schauten schließlich in einer nationalen Krebsdatenbank, bei wem bis zum Jahr 2012 ein Pankreaskarzinom diagnostiziert wurde. 13% der Pankreastumoren übergewichtsbedingt Bei der Musterung waren knapp 8% übergewichtig (ab der 85. BMI-Perzentile) und 3% adipös (ab der 95. Perzentile). Im Laufe einer medianen Beobachtungsdauer von 23 Jahren entwickelten 423 Männer und 128 Frauen einen Pankreastumor. Zum Diagnosezeitpunkt waren die Betroffenen im Median 51 Jahre alt. Die ersten Pankreastumoren traten rund 20 Jahre nach der Musterung auf, bevorzugt bei denen, die damals dick oder sehr dick waren. Berücksichtigten die Forscher Geburtsjahrgang und Bildungslevel, so war die Rate von Pankreaskarzinomen unter den Frühadipösen um das 3,8-Fache, bei den Übergewichtigen um das 1,7-Fache höher als unter den einstigen Normalgewichtigen. Dicke Frauen waren etwas stärker gefährdet als dicke Männer, der Unterschied war jedoch nicht allzu groß (jeweils 3,9- und 3,7-fach erhöhte Rate unter Adipösen). Eine kausale Beziehung vorausgesetzt, lassen sich nach den Berechnungen von Levi rund 13% aller Pankreastumoren auf Übergewicht und Adipositas zurückführen. Verglichen die Forscher Personen mit hochnormalem (75.–85. BMI-Perzentile) und niedrignormalem Gewicht (5.–25. Perzentile), so entwickelten die etwas beleibteren Personen später 50% öfter einen Pankreastumor. Jedoch ging Untergewicht (unter der 5. Perzentile) ebenfalls mit einem leicht erhöhten Tumorrisiko einher (plus 30%). Klarer Dosiseffekt Insgesamt, so die Forscher um Levi, lasse sich jedoch ein klarer Dosiseffekt beobachten: Je dicker jemand im Transitionsalter ist, umso höher sein Risiko für Pankreastumoren. Andere Studien hätten zumeist nur ein verdoppeltes Tumorrisiko für Adipöse ergeben. Offenbar wirke sich eine Adipositas besonders gravierend aus, wenn sie lange besteht. Wer schon als Jugendlicher dick ist, bleibt dies in der Regel sein Leben lang. Solche Menschen hätten daher ein besonders hohes Pankreaskarzinomrisiko. Ein Manko der Studie ist jedoch, dass keine Gewichtsveränderungen über die Zeit hinweg erfasst wurden. Wie viele der Dicken tatsächlich dick blieben, und wie viele der Normalgewichtigen im Laufe der Zeit dick wurden, ließ sich nicht ermitteln. Geht man jedoch davon aus, dass mit der Zeit mehr Dünne dick als Dicke dünn werden, so dürfte das Pankreaskrebsrisiko durch zu viel Gewicht noch weit größer sein. Übergewicht könnte das Tumorrisiko über proinflammatorisches Fettgewebe steigern. Zudem geht Übergewicht mit einer Insulinresistenz und erhöhten Werten von proliferationsförderndem und apoptosehemmendem Insulin sowie IGF-1 einher, geben die Ärzte um Levi zu bedenken. Das Wichtigste in Kürze Frage: Erhöht frühes Übergewicht das Risiko für Pankreastumoren? Antwort: Menschen, die als junge Erwachsene schon adipös sind, haben ein rund vierfach erhöhtes Risiko für Pankreaskarzinome. Bedeutung: Etwa jeder achte Pankreastumor lässt sich auf Übergewicht und Adipositas zurückführen. Einschränkung: Das Gewicht wurde nur einmal gemessen, Veränderungen wurden nicht berücksichtigt.

Springer Medizin

Frühe Adipositas vervierfacht Risiko für Pankreaskarzinom

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

Bei Senioren mit Prostatakarzinom auf Anämie achten!

ICI-Therapie in der Schwangerschaft wird gut toleriert

Krebspatienten impfen: Was? Wen? Und wann nicht?

Müde im Alter? Auch an die Nebenniere denken

Update Onkologie