Die Social-Media-Plattform TikTok verzeichnet seit Jahren einen starken Anstieg minderjähriger Nutzender. Laut einer aktuellen Studie nutzen 70 % der 10- bis 16-Jährigen in Deutschland die Plattform täglich [
16]. TikTok, wie auch andere Online-Plattformen, basiert auf algorithmischen Empfehlungssystemen, die darauf ausgelegt sind, die Aufmerksamkeit der Nutzenden möglichst lange zu halten. Dabei sind gerade solche Inhalte, welche die größte Unterhaltung versprechen sowie die meisten Emotionen hervorrufen, relevant. Individuell angepasste Empfehlungen prägen die sozialen Interaktionen sowie das Selbstverständnis von Jugendlichen und steuern zudem, welche Informationen sie erreichen. Informationen werden nicht mehr gezielt gesucht, sondern Nutzende verlassen sich auf den
News-Find-Me-Effekt [
12] – die Einstellung, durch die Nutzung von Soziale Medien stets aktuell informiert zu sein, ohne aktiv danach zu suchen. Es erreichen sie so jedoch auch potenziell risikohafte Inhalte. TikTok basiert auf Kurzvideos, wobei „Challenges“ eine zentrale Rolle spielen. Dabei reproduzieren viele Nutzende bestimmte Aktivitäten mit Wiedererkennungswert und teilen ihre Videos, häufig mit dem Ziel, möglichst viele Nachahmende zu erreichen. Während die meisten „Challenges“, etwa Tanzchoreografien, harmlos sind, gab es wiederholt riskante Trends mit erheblichem gesundheitlichem Gefahrenpotenzial. Gerade solche verbreiten sich besonders schnell [
16]. Bekannt sind etwa die „Hot Chip Challenge“, bei der extrem scharfe Chips verzehrt wurden – ein Trend, der nach Zwischenfällen bei Kindern und Jugendlichen in mehreren Bundesländern zu einem Verkehrsverbot führte [
1] und die „Blackout Challenge“, bei der sich Teilnehmende bis zur Bewusstlosigkeit strangulierten [
8]. Während für einen Großteil der Jugendlichen der Umgang mit den Soziale Medien und spezifisch solchen „Challenges“ eine zu meisternde Herausforderung darstellt, gibt es Populationen, welche sich als vulnerabler für potenzielle negative Effekte der Nutzung von Soziale Medien erwiesen haben [
7,
9,
17]. Dies beinhaltet Jugendliche nach belastenden Lebensereignissen sowie Betroffene von Psychopathologie. Gerade hier ist es wichtig, dass Fachkräfte in der Arbeit mit Jugendlichen sensibilisiert und informiert sind, um adäquate Unterstützung leisten zu können. Im Folgenden werden daher Handlungsempfehlungen in Bezug auf die kürzlich aufgekommene „Paracetamol Challenge“ ausgesprochen. …