Erschienen in:
05.08.2020 | Pädiatrie | Konsensuspapiere
Evidenzbasierte Kontrolle der Pediculosis capitis und deren Sekundärprävention
Stellungnahme der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin
verfasst von:
Prof. Dr. Hans-Iko Huppertz, Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DAKJ)
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 2/2021
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Zusammenfassung
Eine Besiedlung mit Kopfläusen ist eine zumeist harmlose Parasitose des Menschen. Dennoch hat eine „Verlausung“ eine große gesellschaftliche und soziale Bedeutung. Unsicherheiten in Bezug auf angemessenes Handeln und Behandeln, ein breiter Markt an überwiegend verschreibungsfreien Therapeutika sowie Infektionsschutzregelungen führen nicht selten zu erheblichen familiären Belastungen, zu hohen Kosten sowie zu Fehlzeiten in Kita, Schule und am Arbeitsplatz.
Bei kritischer Durchsicht aktueller Handlungsempfehlungen internationaler Fachgesellschaften und Infektionsschutzbehörden wird deutlich, dass sich nicht alle dort aufgeführten Hinweise konsequent auf wissenschaftliche oder epidemiologische Erkenntnisse beziehen. Wesentliche Unterschiede ergeben sich zwischen diesen Expertisen nicht zuletzt in der Empfehlung einzusetzender Kopflaustherapeutika. Während der Einsatz von Medikamenten v. a. durch nationale Zulassungsbeschränkungen begrenzt wird, unterliegen Medizinprodukte sowohl bei der Zulassung als auch beim therapeutischen Einsatz deutlich niedrigeren rechtlichen Hürden. Dies beeinflusst auch die Studienlage zur Wirksamkeit einzelner Mittel.
Die Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DAKJ) hat diese Gesamtsituation zum Anlass genommen, die Literatur zur Kontrolle von Kopflausbesiedlungen umfassend zu sichten und die belegten Evidenzen sowie plausibel belegten Erkenntnisse zusammengetragen. Hinweise zu Biologie, Epidemiologie und Ausbreitungsdynamik der Kopflaus sollen es der Ärzteschaft und anderen Ratgebenden wie pädagogischen und pharmazeutischen Fachkräften ermöglichen, Betroffene und vermeintlich Betroffene bestmöglich zu beraten.
Mit dieser Stellungnahme möchten wir eine Übersicht zu einem evidenzbasierten Umgang mit dieser Parasitose geben. Wir hoffen, dass durch die stärkere Fokussierung auf wirksame Ansätze bei gleichzeitiger Vermeidung unwirksamer Empfehlungen letztendlich eine verbesserte Kontrolle dieser Gesundheitsbelastung und ihrer Folgen im Sinne eines sekundärpräventiven Ansatzes möglich ist.