Parotiskarzinom: Dauerhafte Fazialisparese nach Op. ist häufig

Die chirurgische Entfernung von Parotiskarzinomen kann Leben retten. Dabei kann es jedoch zu einer postoperativen Dysfunktion des Gesichtsnervs kommen. Welche Faktoren das Risiko dafür erhöhen, zeigt eine deutsche Langzeitanalyse. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Etwa 10% bis 20% der Patienten leiden bei der Erstdiagnose eines Parotiskarzinoms an einer Fazialisparese, was auf eine Tumorinfiltration des Gesichtsnervs hinweist. Gleichzeitig muss bei Patienten mit normaler präoperativer Gesichtsnervenfunktion auf den Erhalt des Nervs geachtet werden. In einer deutschen Studie wurde jetzt untersucht, wie häufig unmittelbare und langfristige Dysfunktionen des Nervus facialis nach einer Parotiskarzinom-Operation vorkommen und was Risikofaktoren dafür sind. Langzeitdaten aus dem Thüringer Krebsregister Die Daten für die Langzeitanalyse stammten aus dem Thüringer Krebsregister. Es wurden alle Patienten einbezogen, die dort in den vergangenen beiden Jahrzehnten erstmalig die Diagnose primäres Parotiskarzinom erhalten hatten. Sie waren median 68 Jahre alt, 42% davon waren Frauen. Forscher um Dr. Jovanna Thielker vom Universitätsklinikum Jena werteten zudem die Patientenakten der 477 Teilnehmer aus. Sie unterschieden dabei nicht zwischen anteiligem und vollständigem Verlust der Gesichtsnervenfunktion, sondern verwendeten die Begriffe Fazialisparese oder Dysfunktion des Gesichtsnervs synonym und unabhängig vom Schweregrad. 7% der Patienten wiesen eine präoperative Fazialisparese auf. Diese Gruppe und weitere 5% mit normaler Gesichtsfunktion, bei denen erst während der Operation eine Tumorinfiltration des Gesichtsnervs entdeckt wurde, erhielten eine radikale Parotidektomie, insgesamt 12%. Bei 10% erfolgte eine Rekonstruktion des Gesichtsnervs. Von den übrigen Patienten trat bei 34% unmittelbar postoperativ eine Dysfunktion des Nervus facialis auf. Eine höhere T-Klassifikation (T3/T4) ging mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko dafür einher, genauso wie eine chirurgische Resektion der Halslymphknoten. Fast ein Viertel hat dauerhafte Fazialisparese Bei 22% der Patienten blieb die Fazialisparese auch während der Nachbeobachtungszeit bestehen. Eine höhere T-Klassifikation war mit einem um 118% erhöhten Risiko für eine dauerhafte Dysfunktion des Gesichtsnervs assoziiert. Eine postoperative Strahlentherapie schien das Risiko sogar um 170% zu steigern. „Zeigt der Gesichtsnerv innerhalb von sechs Monaten keine Anzeichen einer Erholung, ist diese nicht mehr wahrscheinlich“, ergänzen Thielker und Kollegen. Insgesamt zeigt die Studie, dass Patienten mit primärem Parotiskarzinom ein hohes Risiko für eine dauerhafte Dysfunktion des Gesichtsnervs haben. „Während der Nachsorge sollten funktionelle Konsequenzen besprochen werden. Zur Verbesserung der Gesichtsfunktion und der Lebensqualität dieser Patienten sollten ihnen sowohl konservative als auch operative Therapiemöglichkeiten angeboten werden“, empfehlen die Mediziner um Thielker. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie oft kommt es bei Patienten mit Parotiskarzinom zu postoperativer Fazialisparese und was sind Risikofaktoren dafür? Antwort: Postoperative Fazialisparesen sind bei diesen Patienten häufig. Risikofaktoren sind u.a. höhere T-Klassifikationen und Strahlentherapie. Bedeutung: Die Forscher empfehlen, konservative und operative Therapiemöglichkeiten anzubieten, um die Gesichtsfunktion zu verbessern. Einschränkung: Die deutschen Krebsregister erheben nicht systematisch Daten zu Komplikationen und Langzeitfolgen.

Springer Medizin

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