Geringe Transformationsrate bei pleomorphen Parotisadenomen

Pleomorphe Adenome der Parotis entwickeln sich nur selten zu einem Karzinom: In einer US-Studie war dies bei rund 3% der unbehandelten Patienten der Fall. Ein Karzinom bildete sich dabei vor allem aus großen Tumoren und bei älteren Personen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Pleomorphe Adenome der Parotis werden in der Regel chirurgisch entfernt, um eine maligne Transformation zu vermeiden. Eine Analyse aus dem Jahr 1974 kam zu dem Schluss, dass ohne Op. etwa 10% der pleomorphen Ohrspeicheldrüsenadenome innerhalb von 15 Jahren Karzinome bilden, was letztlich ein Grund dafür ist, dass solche Adenome rasch chirurgisch entfernt werden. Allerdings sind nicht alle Betroffenen von einer Operation begeistert: So besteht dabei ein relativ hohes Risiko für eine Schädigung des Nervus facialis, auch können Narben im Gesicht verbleiben. Demgegenüber ist das Risiko, dass der Tumor zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr kontrollierbar ist, relativ gering, sodass einige Patientinnen und Patienten eine Beobachtung des Tumors bevorzugen. Ein Team um Dr. Helena Levyn vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York hat anhand einer Auswertung von Klinikdaten geschaut, wie häufig es heutzutage bei unbehandelten pleomorphen Adenomen zu einer malignen Transformation kommt. Unter Personen mit zuvor per Feinnadelaspiration bestätigtem gutartigem Tumor entwickelten nur rund 3% in den Folgejahren ein Karzinom. Entscheidend für die maligne Transformation war dabei weniger die Zeit seit der Diagnose als die Größe des Tumors und das Alter der Betroffenen. Fünf entwickelten ein Karzinom ex pleomorphes Adenom Die HNO-Experten um Levyn haben für ihre Analyse Angaben zu 260 Personen ausgewertet, die sich im Median 3,2 Jahre nach der Tumordiagnose schließlich doch einer Operation unterzogen hatten. Drei Viertel von ihnen hatten nach der Tumordiagnose keine weitere chirurgische Beratung in Anspruch genommen, bei rund 8% hatten die Hausärzte oder andere Fachärzte keine Operation empfohlen, bei den übrigen bestanden zum Zeitpunkt der Diagnose Kontraindikationen für eine Op. Hauptgrund für den letztlich doch erfolgten chirurgischen Eingriff war ein weiteres Wachstum des Tumors (bei zwei Drittel der Betroffenen), die übrigen änderten ihre Meinung aus anderen Gründen. Zum Zeitpunkt der Op. betrug das mediane Alter der Betroffenen 47 Jahre, zwei Drittel waren Frauen, 87% hatten einen oberflächlichen Tumor, dieser verfügte über einen Durchmesser von im Median 2,1 cm. 170 Betroffene unterzogen sich nach der Diagnose einer Feinnadelaspiration, bei 156 von ihnen (92%) ergab die pathologische Analyse einen gutartigen Tumor, bei den übrigen war der Befund unklar oder die Aspiration nicht verwertbar. Von den 156 Personen mit bestätigtem gutartigem Tumor hatten fünf nach der Op. in der Pathologie einen positiven Befund – hier wurde ein Karzinom ex pleomorphes Adenom erkannt. Im Median bestand der Tumor bei diesen Personen seit 4,1 Jahren, drei hatten ein niedriggradiges, eine ein hochgradig aggressives Karzinom, bei einer weiteren ließ sich der Tumorgrad retrospektiv nicht mehr bestimmen. Für die Analyse stratifizierte das Team um Levyn die Tumorkranken nach der Dauer der Beobachtung: Bei rund 60% waren ein bis vier Jahre seit der Diagnose verstrichen, die übrigen trugen den Parotistumor bis zu 30 Jahre. Insgesamt ergab sich jedoch kein Zusammenhang zwischen Beobachtungsdauer und maligner Transformation. Dafür schien das Transformationsrisiko signifikant um 4% pro Lebensjahr zu steigen, ebenso ergab sich für relativ große Tumoren zu Beginn ein erhöhtes Risiko. Männer sind diesen Daten zufolge ebenfalls etwas stärker gefährdet, ein Karzinom zu entwickeln. Da letztlich aber nur fünf Karzinome aufgespürt wurden, sind diese Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Bei einem Drittel der Behandelten stellten die Ärzte Op.-Komplikationen fest. Diese waren bei Personen, die länger als zehn Jahre mit dem Tumor lebten, deutlich häufiger als unter solchen mit kürzerer Dauer. Auch entwickelte rund die Hälfte mit langer Tumorpersistenz eine transiente Fazialisparese, von denen mit weniger als zehn Jahren Beobachtung waren es nur 16%. Insgesamt lasse sich mit dieser Analyse nicht bestätigen, dass das Risiko für eine maligne Transformation mit der Zeit linear zunehme. Entscheidender seien Tumorgröße und Alter der Betroffenen bei der Präsentation, so Levyn und Mitarbeitende. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie häufig entwickelt sich ein Karzinom aus einem unbehandelten pleomorphen Adenom der Ohrspeicheldrüse? Antwort: In einer US-Analyse war dies nach im Median drei Jahren bei etwa 3% der Fall. Die Inzidenz hing aber nicht von der Dauer der Nachbeobachtung, sondern von der Tumorgröße und dem Alter der Patienten ab. Bedeutung: Bei älteren Patienten mit relativ großen pleomorphen Ohrspeicheldrüsenadenomen ist eine rasche Operation besonders wichtig. Einschränkung: Nur fünf Personen entwickelten ein Karzinom ex pleomorphes Adenom. Daraus lassen sich kaum belastbare Schlüsse ziehen.

Springer Medizin

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