Erschienen in:
13.03.2020 | Idiopathische Lungenfibrose | Leitthema
Pathogenese der idiopathischen Lungenfibrose aus dem Blickwinkel der Genetik
verfasst von:
J. Ruwisch, Prof. Dr. A. Prasse
Erschienen in:
Zeitschrift für Pneumologie
|
Ausgabe 3/2020
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die idiopathische Lungenfibrose ist eine Erkrankung, die sich häufig erst im höheren Alter manifestiert. Trotzdem haben mehrere Genom-weite Studien selbst bei der sporadischen Form der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) eine immense Bedeutung der genetischen Veranlagung belegt. Die familiären Formen werden ohnehin durch Genmutationen ausgelöst und bedingen ca. 20 % aller IPF-Fälle im Erwachsenenalter. Die häufigsten Genmutationen, die familiäre IPF-Formen bedingen, liegen in Genen des Telomerasekomplexes, der die Länge von Telomeren reguliert und maßgeblich die Zellalterung bestimmt. Mutationen im Surfactant-Protein-C(SFTPC)-Gen führen zu falscher Proteinfaltung, intrazellulären Proteinablagerungen und Zellstress der Alveolarepithelzellen Typ II. Dauerhafter Zellstress bedingt ebenfalls vorzeitigen Zelltod. Vorzeitiges Zellaltern und Zelltod führen langfristig zu einer Erschöpfung der Regenerationsfähigkeit des Alveolargewebes und insbesondere seiner Stammzellen. Auch das stärkste Risikogen für die sporadische IPF, ein Polymorphismus im Mucin 5b(Muc5b)-Gen ist mit vermehrten Infekten und rezidivierenden Schädigungen mit konsekutiver zunehmender Erschöpfung der Regenerationsfähigkeit im Alter vergesellschaftet. Zudem deuten einige der im Übersichtsbeitrag besprochenen Genmutationen und Risikogene der IPF auf eine pathogenetische Rolle von erhöhtem mechanischem Stress und auf eine wichtige Rolle des Bronchialepithels hin. Zusammenfassend ergeben Untersuchungen zur Funktionsweise der bei der IPF betroffenen Gene tiefe Einblicke in die Pathogenese der IPF. In diesem Übersichtsbeitrag werden, ausgehend von den bekannten Genmutation für die familiäre IPF und den beschriebenen Risikogenen für die sporadische Form, zentrale Pathomechanismen der IPF dargestellt.