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24.11.2023 | Sonderbericht | Online-Artikel

Patientenkommunikation zur Antibiotikaverordnung

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Mit Beginn der kalten Jahreszeit suchen Patientinnen und Patienten aufgrund saisonaler Infekte der Atemwege wieder Hilfe in ärztlichen Praxen. Sie wünschen sich eine Linderung ihrer Symptome und eine rasche Genesung. Bei den zu 90 Prozent viral verursachten Infektionen sind Antibiotika kontraindiziert. Als Therapie der Wahl bietet sich eine evidenzbasierte und leitliniengestützte Phytotherapie an.

Nicht selten drängen Patientinnen und Patienten bei ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten darauf, bei Erkältungssymptomen ein Antibiotikum verordnet zu bekommen. Das verwundert nicht, glaubten doch 31 Prozent der Befragten einer FORSA Umfrage, ein Antibiotikum wirke auch bei viralen Infekten [1]. Ein verbreiteter Irrglaube, dem in den Arztpraxen durch Aufklärung und umfassende Information entgegengewirkt werden kann. Immerhin stehe durch den unkritischen Einsatz von Antibiotika deren Wirksamkeit in der Zukunft auf dem Spiel, so Professor André Gessner, Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Universität Regensburg. Zudem ist inzwischen belegt, dass unkritischer Antibiotikaeinsatz nicht nur nicht hilft, sondern sogar kontraproduktiv sein kann:

Antibiotika verändern das Mikrobiom [2], schädigen die Immunabwehr [3], sodass z. B. Impfantworten in engem zeitlichem Zusammenhang mit einer Antibiotikagabe ausbleiben können, und können langfristig unter anderem Übergewicht, metabolische Störungen, allergische Erkrankungen, Autoimmunität sowie inflammatorische Darmerkrankungen induzieren oder begünstigen.

Aufklärung ist der Schlüssel

Der wichtigste Schlüssel, mit dem der verbreiteten Meinung, dass nur Antibiotika wirklich „helfen“, entgegengewirkt werden kann, sei umfassende Aufklärung. Darin sind sich Dr. Rudolf Tille, niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin, Garching, und Dr. Stefan Pecher, niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin, Chirurgie, Notfall- und Sportmedizin, Fichtelberg, einig. Beide empfehlen, im Falle einer Infektion der oberen Atemwege eine leitliniengestützte und evidenzbasierte Phytotherapie einzuleiten.

Abb. 1: Patientenmerkblatt „TARGET treating your infection – respiratory tract infection (TYI–RTI)“ und erarbeitet im Rahmen des Expertenworshop „Einsatz von Antibiotika bei Atemwegsinfektionen? Zeit für einen Paradigmenwechsel!“, München, 15 Mai 2019. Überarbeitet Okt 2023


Sie untermauern ihre Therapieentscheidung gegenüber den Patientinnen und Patienten durch Studienergebnisse und versorgen diese mit einem strukturierten Behandlungsplan sowie Informationsmaterial zum Krankheitsverlauf (dem „Infozept“, s. Abb. 1, hier geht es zum Download). „Ungeduldige Patientinnen und Patienten mit hohem Leidensdruck und Wunsch nach rascher Symptomlinderung müssen informiert sein, dass z. B. eine Hustendauer von 18 Tagen im Rahmen einer akuten Bronchitis durchaus normal ist, um die Therapie mitzutragen,“ so Pecher. In einzelnen Fällen könne ein Rezept für ein Antibiotikum ausgestellt werden, das bei Verschlimmerung der Symptome und – wenn überhaupt – einige Tage später eingelöst werden kann (delayed prescription). Dass Antibiotika den Wunsch nach Verkürzung der Hustensymptomatik nicht erfüllen, ist in Studien belegt: Bei etwa 420 Teilnehmenden mit Atemwegsinfekten wurden unter Amoxicillin/Clavulansäure, Ibuprofen oder Placebo jeweils keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Hustendauer beobachtet [4].

Mehr als nur eine Alternative

Evidenzbasierte Phytotherapie ist bei unkomplizierten viralen Infektionen der Atemwege für beide Hausärzte nicht nur eine Alternative zu Antibiotika, sondern die Therapie der ersten Wahl. Damit sind sie sich mit Professor Dr. Ludger Klimek, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde und Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie, Wiesbaden, einig. Auch er plädiert bei leichten viralen Infekten für den Einsatz von Phytotherapie: „Sie unterstützen die Selbstheilungskräfte, lindern die Symptome und verkürzen die Krankheitsdauer.“ Mit der Thymian-Efeu-Extraktkombination (enthalten in Bronchipret®) kann Menschen mit akuter Bronchitis zudem eine leitliniengerechte Therapie angeboten [5, 6] und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Antibiotikavermeidung geleistet werden. Verordnet wird die Therapie mit dem grünen Rezept, das von einigen Krankenkassen bis zu einem bestimmten Betrag im Jahr übernommen wird.


VERANSTALTUNG
Expertenworkshop „Antibiotika – Fluch und Segen – Phytotherapeutika als evidenzbasierte und leitliniengerechte Therapieoption“, virtuell, 4. September 2023
 

Literatur: 

[1] https://www.tk.de/presse/themen/arzneimittel/haut/weniger-antibiotika-bei-erkaeltungen-2155274?tkcm=ab (letzter Zugriff: 08.11.23)
[2] Erttmann SF et al., Immunity 2022, 55:847–861.e10
[3] De Jong SE et al., Cell Host Microbe 2020, 28:169–179
[4] Hagan T et al., Cell 2019, 178:1313–1328.e13
[5] DEGAM S3-Leitlinie Husten, AWMF-Register-Nr.: 053-013
[6] DGP S2k-Leitlinie Husten, AWMF-Register-Nr.: 020-003

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Verantwortlich: Ulrike Hafner
Bericht: Ute Ayazpoor, Mainz
Redaktion: Dr. Martin Zeeb
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