Erschienen in:
14.03.2019 | Nierenkarzinom | Kasuistiken
Periokuläre Metastase als Differenzialdiagnose eines „pyogenen Granuloms“ und Therapiemarker einer Systemerkrankung
verfasst von:
Dr. Jens Heichel, Udo Siebolts, Claudia Wickenhauser, Arne Viestenz
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 11/2019
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Zusammenfassung
Einleitung
Das „pyogene Granulom“ gehört zu den geläufigen palpebralen Pseudotumoren. Das zumeist typische klinische Bild, verbunden mit einer entsprechenden Anamnese mit stattgehabter Entzündung (Hordeolum/Chalazion), kann die Notwendigkeit einer histopathologischen Abklärung als überflüssig erscheinen lassen.
Methoden
Anhand einer Kasuistik wird ein metastasiertes Nierenzellkarzinom als überraschende Differenzialdiagnose zu einem entzündlichen Pseudotumor des Augenlides dargestellt.
Ergebnisse
Ein 72 Jahre alter Mann wurde zur chirurgischen Entfernung eines „pyogenen Granuloms“ vorgestellt. Es zeigte sich eine nodulär-gestielte Raumforderung, ausgehend vom inneren Lidblatt im Bereich des medialen Unterlides des linken Auges. Zum Zeitpunkt der Vorstellung erhielt der Mann eine adjuvante Systemtherapie (Cabozantinib) bei lymphonodal und pulmonal metastasiertem klarzelligem Nierenzellkarzinom. Die Veränderung des Augenlides wurde reseziert und zur histopathologischen Aufarbeitung eingesandt. Hier zeigte sich das Zellbild einer sarkomatoid entdifferenzierten Metastase im Rahmen der genannten Grunderkrankung. Nach 4 Wochen kam es an gleicher Stelle zu einem größenprogredienten Lokalrezidiv. Der Lidtumor wurde erneut reseziert und histopathologisch untersucht. Die Metastase war nochmals gewachsen. Daraufhin wurde die onkologische Klinik kontaktiert, um eine Umstellung der Systemtherapie einzuleiten. Nach Neueinstellung der Therapie mit Nivolumab kam es zu keinem erneuten Lokalrezidiv. Das Follow-up beträgt nunmehr 18 Monate. Die Grundkrankheit ist seither kontrolliert.
Schlussfolgerung
Auch klinisch vermeintlich eindeutig einzustufende tumoröse periokuläre Veränderungen bedürfen einer histopathologischen Abklärung. Eine interdisziplinäre Re-Evaluierung mit Umstellung der Systemtherapie ermöglichte eine bessere Patientenversorgung.