Erschienen in:
27.02.2017 | Direkte orale Antikoagulanzien
Perioperative Antikoagulation mit NOAK am Beispiel Rivaroxaban
verfasst von:
PD Dr. med. Jürgen Koscielny, Prof. Dr. med. Christian von Heymann, Prof. Dr. med. Rupert Bauersachs, Dr. med. Patrick Mouret, Prof. Dr. med. Matthias Antz
Erschienen in:
MMW - Fortschritte der Medizin
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Sonderheft 4/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Neue Erkenntnisse erfordern die Aktualisierung früherer Empfehlungen zum perioperativen Einsatz von nicht Vitamin-K-abhängigen oralen Antikogulanzien (NOAK).
Methode
Dieses Konsensuspapier fasst die Ergebnisse einer Diskussionsrunde zusammen, zu der sich eine interdisziplinäre Expertengruppe traf.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Auf Grundlage des pharmakokinetischen Profils von Rivaroxaban wird in Abhängigkeit von Nierenfunktion sowie individuellem und eingriffsspezifischem Blutungsrisiko eine präoperative Pausierung von 24–72 Stunden empfohlen. Für Patienten mit Periduralkatheter gelten ähnliche Intervalle. Elektive Eingriffe sollten entsprechend verschoben werden. Eine präoperative Umstellung auf niedermolekulares Heparin (NMH) — „Switching“ — sollte wegen erhöhter Blutungsrisiken unterbleiben. Postoperativ kann Rivaroxaban nach 6–8 Stunden, nach größeren Eingriffen bzw. höherem Blutungsrisiko nach 24–72 Stunden wiederaufgenommen werden, ggf. nach überbrückender NMH-Gabe bei erhöhtem Thromboembolierisiko. Bei Notfalleingriffen mit einer Rivaroxabanpause von weniger als 9 Stunden müssen Vorbereitungen für ein Blutungsmanagement einschließlich Prothrombinkonzentrat (PPSB) getroffen werden. Die Gerinnungsdiagnostik hat bezüglich perioperativer Blutungen keinen prädiktiven Wert im Gegensatz zu einer möglichst standardisierten Blutungsanamnese; orientierend kann der Quick-Wert mit einem geeigneten Reagens gemessen werden. Eine Rivaroxaban-spezifische Messung der Koagulationshemmung ist derzeit nur an wenigen spezialisierten Zentren möglich. Mittelschwere bis schwere Blutungen sind meist durch Pausieren bzw. temporäres Absetzen von Rivaroxaban und lokale sowie allgemeine blutstillende Maßnahmen beherrschbar. Lebensbedrohliche Blutungen erfordern ein spezielles Hämostasemanagement einschließlich PPSB-Gabe, sind aber selten und haben — mit Ausnahme intrakranieller Blutungen — eine gute Prognose.