Infizierte Prothese: Sechs Wochen Antibiotika reichen nicht!

Bei Patienten mit infizierter Hüft- oder Knieprothese ist es offenbar nicht ratsam, das postoperative antibiotische Regime auf sechs Wochen zu verkürzen. In einer randomisierten kontrollierten Studie war diese Strategie mit einer doppelt so hohen Rate persistierender Infektionen verbunden wie eine zwölfwöchige Therapie. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die periprothetische Gelenkinfektion erfordert in aller Regel einen operativen Eingriff, bei dem entweder das Implantat komplett getauscht wird oder lediglich ein Débridement mit Wechsel der mobilen Teile erfolgt. Danach schließt sich in jedem Fall eine antibiotische Therapie an, deren Dauer allerdings Gegenstand von Diskussionen ist. Experten empfehlen hier überwiegend drei oder sogar sechs Monate, es gibt jedoch auch Tendenzen, diese Zeit deutlich abzukürzen, auch, um den Patienten eine lange Liegedauer zu ersparen. Doppelt so häufig persistierende Infektionen Dass ein auf sechs Wochen verkürztes antibiotisches Regime mit einem für die Patienten deutlich erhöhten Risiko verbunden ist, zeigt jetzt allerdings eine randomisierte kontrollierte Studie aus Frankreich. Darin scheiterte die Kurzzeittherapie am primären Endpunkt, der Nichtunterlegenheit gegenüber einem zwölfwöchigen Regime. Die Rate persistierender Infektionen war am Ende der Beobachtungszeit in der Gruppe mit sechswöchiger Behandlung fast doppelt so hoch (18,1% vs. 9,4%). Prof. Louis Bernard von der Universitätsklinik Bretonneau in Tours und sein Team haben insgesamt 410 Patienten aus 28 französischen Zentren über zwei Jahre nachbeobachtet. Die eine Hälfte wurde nach der Revisions-Op. (Implantataustausch, entweder ein- oder zweizeitig; alternativ Débridement) sechs, die andere zwölf Wochen lang antibiotisch behandelt, wobei verschiedene Regime zum Einsatz gekommen waren. Unter den oralen Substanzen waren dies vor allem Rifampicin, ein Fluorchinolon oder beides. Laut Bernard und Kollegen hielt sich die Verteilung der Antibiotika in beiden Gruppen die Waage, ebenso wie die Dauer der anfänglichen intravenösen Therapie (median neun Tage). Während der Nachbeobachtung waren zehn Patienten aus jeder Gruppe verstorben, allerdings alle aus anderen Gründen als der periprothetischen Infektion. Diese Todesfälle hatte man in der modifizierten Intention-to-treat-Analyse nicht berücksichtigt. Auf Nebenwirkungen achten! Zu ernsten Nebenwirkungen war es bei 78 bzw. 71 Patienten gekommen, dieser Unterschied war nicht signifikant. Acht bzw. sechs Fälle konnten auf das verabreichte Antibiotikum zurückgeführt werden. Aus der Gruppe mit verkürzter Therapie entwickelte ein Patient eine C.-diff.-assoziierte Diarrhö. Probleme mit der Niere (vier Fälle) kamen ebenfalls nur in dieser Gruppe vor Minderschwere Nebenwirkungen, darunter hauptsächlich gastrointestinale Störungen und Pilzinfektionen, betrafen dagegen häufiger die Gruppe mit der Langzeittherapie. „Solche Nebenwirkungen können, obgleich sie wenig überraschend sind, die Behandlung beeinträchtigen und sollten daher eng überwacht werden“, so Bernard und sein Team. Bei der Klinikaufenthaltsdauer unterschieden sich die beiden Gruppen aber letztlich kaum (median 14 bzw. 13 Tage), und auch nicht bei den gelenkbezogenen funktionellen Ergebnissen. Die Forscher weisen darauf hin, dass in der Gruppe mit sechswöchiger Antibiotikatherapie die meisten Fälle von Therapieversagen (gut 30%) bei Patienten auftraten, welche lediglich ein Débridement mit Wechsel der mobilen Teile erhalten hatten, bei denen das ursprüngliche Implantat also größtenteils im Körper verblieben war. Es empfehle sich, diesen Zusammenhang in einer separaten Studie noch einmal gezielt zu analysieren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist eine sechswöchige Antibiotikatherapie in der Behandlung periprothetischer Hüft- oder Knieinfektionen gleich effizient wie eine zwölfwöchige Therapie? Antwort: Das verkürzte Regime scheiterte in einer Nichtunterlegenheitsstudie mit persistierenden periprothetischen Infektionen als primärem Endpunkt. Bedeutung: Eine sechswöchige Antibiotikatherapie ist offenbar mit deutlich mehr Risiken verbunden als eine verlängerte Therapie. Einschränkung: Open-label-Studie; Arthroplastie an Hüfte und Knie zusammengefasst; verschiedene chirurgische Techniken möglich (Débridement oder Implantataustausch, ein- oder zweizeitiges Vorgehen); antibiotische Therapie nicht standardisiert, ebenso wenig die Dauer der initialen i.v. Therapie.

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