Erschienen in:
25.05.2020 | Periphere arterielle Verschlusskrankheit | Leitthema
Diabetisches Fußsyndrom – der vergessene Gefäßpatient
verfasst von:
Holger Lawall
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Bundesweit steigt die Zahl stationär behandelter Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK). Dabei nahm der Anteil von Diabetespatienten in den letzten Jahren ebenfalls kontinuierlich zu, er beträgt bei kritischer Extremitätenischämie mittlerweile fast 50 %.
Die Zahl der hohen Amputationen infolge Durchblutungsstörungen beträgt etwa 16.000 pro Jahr, davon werden über 70 % bei Menschen mit Diabetes mellitus durchgeführt. Das Risiko einer hohen Amputation ist für diese Patienten um das ca. 8-Fache erhöht. Ein wesentlicher Risikofaktor dafür ist die kritische Extremitätenischämie bei PAVK. Trotz aktueller Leitlinienempfehlungen wird gerade bei Diabetespatienten häufig keine bildgebende Diagnostik der PAVK vor Amputationen durchgeführt.
Multimorbide diabetische Patienten mit kritischer Extremitätenischämie sollen, sofern möglich und bei geeigneter Expertise, zunächst endovaskulär revaskularisiert werden. Neue technische Entwicklungen (DES [„drug eluting stent“], DEB [„drug eluting balloon“]) verbessern die Offenheitsraten weiter. Obwohl diese nach endovaskulärem Eingriff etwas schlechter sind, ist die hiermit erreichte Beinerhaltungsrate vergleichbar dem Ergebnis nach Bypassanlage. Endovaskuläre und offene chirurgische Eingriffe sind keine konkurrierenden Methoden, sondern ergänzen sich in spezialisierten Gefäßzentren. Diabetespatienten mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz und Fußulzerationen haben eine deutliche schlechtere Prognose hinsichtlich technischem Erfolg, Offenheitsrate, Beinerhalt und Überleben.