Erschienen in:
16.09.2016 | Impfungen | Leitthema
Pertussis
Epidemiologie und neue Impfkonzepte
verfasst von:
Prof. Dr. U. Heininger
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 11/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Pertussis zeigt trotz nationaler Impfprogramme seit vielen Jahren weltweit eine Zunahmetendenz. Besonders gefährdet sind junge Säuglinge, bei denen die Pertussis lebensbedrohlich verläuft.
Ziel der Arbeit
Daten zur aktuellen Epidemiologie von Pertussis in Deutschland werden aufgeführt. Es erfolgen die Bewertung der verfügbaren Pertussisimpfstoffe und der aktuellen Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) sowie Überlegungen zu innovativen Impfkonzepten.
Material und Methoden
Statistiken zur Häufigkeit von Pertussis wurden ausgewertet. Die Literatur zur Wirksamkeit der Impfstoffe in verschiedenen Altersgruppen und bei Schwangeren wurde analysiert.
Ergebnisse
Die bundesweit ermittelte Inzidenz gemeldeter und bestätigter Pertussisfälle betrug in den letzten 15 Jahren 10–42/100.000 Einwohner; dies impliziert eine erhebliche Unterschätzung der wahren Fallzahl (bis zum Faktor 50). Am häufigsten betroffen sind Jugendliche und junge Erwachsene, die wichtige Infektionsquellen für die besonders gefährdeten jungen Säuglinge darstellen. Um diese zwischen Geburt und Aufbau des eigenen Immunschutzes besser vor Pertussis zu schützen, wurde in Studien die Impfung von Neugeborenen evaluiert. Allerdings führte dies zu einer erheblichen Immuninterferenz bei den nachfolgenden, regulären Impfungen im Säuglingsalter, sodass dieses Konzept wieder verlassen wurde. Gegenwärtig ist die Pertussisimpfung im 2. oder 3. Trimenon der Schwangerschaft die effizienteste Maßnahme zum Schutz der Neugeborenen, da die passiv übertragenen mütterlichen Pertussisantikörper die Krankheit und deren Komplikationen verhindern können.
Schlussfolgerungen
Die bestehenden Impfempfehlungen müssen besser umgesetzt werden. Die Impfung von Schwangeren ist eine vielversprechende Impfstrategie. Die suboptimale Schutzwirkung der azellulären Pertussisimpfstoffe und das rasche Nachlassen der Immunität selbst nach Auffrischimpfungen begründen die Forderung und die intensive Suche nach neuen, besser wirksamen Impfstoffen.