Erschienen in:
01.07.2015 | Pest | Leitthema
Pest und Lungenpest
Pathogenität, Epidemiologie, Klinik und Therapie
verfasst von:
Julia M. Riehm, Thomas Löscher
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Die Pest forderte in den letzten zwei Jahrtausenden durch zahlreiche verheerende Seuchenzüge weltweit Millionen von Opfern. Heute ist der Erreger Yersinia pestis in Naturherden einiger Länder Asiens, Afrikas und Amerikas endemisch verbreitet und nicht zu eradizieren. Aktuell wird die Pest als ‚Re-emerging Disease’ und Y. pestis als hochpathogener bakterieller Zoonoseerreger der Risikogruppe 3 bewertet. Der Erreger hat zudem Bedeutung als potenzieller biologischer Kampfstoff. Die Infektion erfolgt über den Stich kolonisierter Flöhe, direkten Erregerkontakt oder selten auch über den Verzehr von rohem Fleisch infizierter Tiere und äußert sich im Krankheitsbild der Beulenpest, Pestsepsis oder Lungenpest, selten Meningitis oder Pharyngitis. Nur die Lungenpest ist hochkontagiös. Die Ansteckungsgefahr und die hohe Letalität bedingen die international geregelte Melde- und Quarantänepflicht. Rasche Diagnose und Therapie unter Isolations- und Barrier-Nursing-Bedingungen sind nicht nur entscheidend für die Überlebenschance von Patienten, sondern auch für die Vermeidung von Kontaktfällen oder Epidemien. Notfallpläne zum Containment beinhalten die Absonderung von Erkrankten, Identifikation und Überwachung von Kontakten sowie die Kontrolle zoonotischer Reservoire und Vektoren. Die Infektionskrankheit wird heute meist erfolgreich mit Antibiotika therapiert, die Chemoprophylaxe hat einen hohen Stellenwert zur raschen Eindämmung von Ausbrüchen. Vereinzelt wurden Antibiotika-resistente Y.-pestis-Stämme von Patienten isoliert. Eine Epidemie, die durch multiresistente Erreger verursacht wird, ist bisher nicht vorgekommen bzw. beschrieben.