Erschienen in:
18.05.2021 | Pflege | Leitthema
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Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Versorgungssituation in psychiatrischen Kliniken in Deutschland
verfasst von:
PD Dr. Kristina Adorjan, Oliver Pogarell, Lisa Pröbstl, Mike Rüb, Hauke Felix Wiegand, Oliver Tüscher, Klaus Lieb, Michael Wassiliwizky, Gabriel Gerlinger, Andreas Heinz, Peter Falkai
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 6/2021
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Zusammenfassung
Ziel
Um die strukturelle Leistungsfähigkeit psychiatrischer Kliniken in Deutschland während der COVID(„coronavirus disease“)-19-Pandemie beurteilen zu können, wurde im März 2020 eine Umfrage durchgeführt, in der die Corona-bedingten Veränderungen der Versorgungstrukturen während der ersten Welle der Pandemie erfasst wurden.
Methode
Zur Erfassung der Versorgungssituation wurden mittels Umfrage Daten in 38 von 388 angeschrieben Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie in Deutschland im Verlauf eines Monats erhoben. Dokumentiert wurden die Veränderungen und Anpassungen der Versorgungsstrukturen, die Art der angewendeten Therapiemaßnahmen und Versorgungsmöglichkeiten für Menschen mit psychischen Störungen und einer COVID-19-Infektion sowie die der Versorgung zugrunde liegende Rechtsgrundlage bei nichteinwilligungsfähigen Patient*innen.
Ergebnisse
Im Durchschnitt verringerte sich die stationäre Behandlungskapazität psychiatrischer Kliniken in Deutschland etwa um 40 % im Vergleich zu Zeiten vor der Pandemie. Auch die tagesklinischen und ambulanten Angebote der Kliniken waren nur noch in eingeschränkter Form vorgehalten oder wurden sogar komplett eingestellt. In den meisten befragten Einrichtungen (84 %) standen Spezialbereiche für COVID-19-infizierte Patient*innen zur Verfügung.
Schlussfolgerung
Psychiatrische Kliniken waren bereits in der ersten Welle der Pandemie in der Lage, schnell und adäquat auf die Krisensituation z. B. durch Einrichtung von COVID-Stationen zu reagieren. Durch die Reduzierung der Behandlungskapazitäten auf 60 % hat sich jedoch die Versorgungssituation für Menschen mit psychischen Erkrankungen deutlich verschlechtert. Deshalb sollten dringend weitere Anstrengungen unternommen werden, um die Versorgung im Bereich der psychischen Gesundheit langfristig an die Anforderungen der Pandemie anzupassen.