24.07.2018 | Pflege | Leitthema
Medikationssicherheit: Wo steht die Schweiz?
verfasst von:
Dr. med. Liat Fishman, Dr. Lea Brühwiler, Prof. Dr. David Schwappach, MPH
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2018
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Zusammenfassung
Empirische Analysen zeigen, dass die Medikationssicherheit ein aktueller und drängender Problembereich der Schweizer Gesundheitsversorgung ist. Unerwünschte Arzneimittelereignisse und Medikationsfehler kommen häufig vor und Risiken wie die der Polypharmazie sind weitverbreitet. Es gibt in der Schweiz keine umfassende nationale Strategie, die sich explizit der Medikationssicherheit widmet. Der Föderalismus mit relativer Autonomie der Kantone bei den Gesetzen der Gesundheitsversorgung beeinflusst die Umsetzung nationaler Reformen im Gesundheitswesen, auch zum Nachteil der Arzneimitteltherapiesicherheit. Eine Besonderheit der Schweiz ist die direkte ärztliche Medikamentenabgabe, die in fast allen Deutschschweizer Kantonen erlaubt ist und spezifische Herausforderungen für die Medikationssicherheit impliziert. Gleichwohl existieren zunehmend Aktivitäten auf nationaler Ebene, die verschiedene Aspekte der Medikationssicherheit behandeln, wie die „progress!“-Programme im Rahmen der nationalen Qualitätsstrategie. Im Nationalen Forschungsprogramm „Gesundheitsversorgung“ (NFP 74) des Schweizer Nationalfonds bearbeiten mehrere Forschungsprojekte aktuell das Thema Medikationssicherheit. Klinisch-pharmazeutische Aktivitäten in Krankenhäusern sind verhältnismäßig weitverbreitet. Die pharmazeutische Betreuung (Pharmaceutical Care) in der Grundversorgung und die entsprechenden Kompetenzen für Apotheker werden ausgebaut. Dennoch braucht es eine gesamtheitliche Strategie, Prioritätensetzung und Wirksamkeitsprüfung unter Einbindung aller Stakeholder, damit das Schweizer Gesundheitswesen den Herausforderungen, die sich für die Medikationssicherheit stellen, zukunftsgerichtet begegnen kann.