Erschienen in:
07.03.2022 | Pflege | Leitthema
Mindestmengen aus der Sicht des Spezialisten am kleineren Haus
verfasst von:
Prof. Dr. med. Stefan Benz
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 4/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Einführung von Mindestmengen für einen Großteil der viszeralchirurgischen Eingriffe entsprechend dem derzeitigen Diskussionsstand wird zu einer tief greifenden Veränderung der viszeralchirurgischen Versorgungsstruktur führen.
Methoden
Es erfolgt die narrative Bewertung der Evidenz sowie der aktuellen gesetzlichen Vorgaben.
Ergebnisse
In Deutschland haben mit einer Letalität von 11,7 % onkologische Mageneingriffe das höchste perioperative Risiko in der Viszeralchirurgie. Die meisten jährlichen Todesfälle (n = 6186) werden mit großem Abstand nach kolorektalen Resektionen verzeichnet. Die bereits beschlossenen und geplanten Mindestmengen (Pankreas, Ösophagus), adressieren diese dringenden Qualitätsaspekte nicht nur nicht, sondern führen zu einem paradoxen Dezentralisierungseffekt gerade für kolorektale und Mageneingriffe, da die mittleren und auch großen Versorgungskliniken geschwächt werden. Die im Nachgang geplanten Mindestmengen für Leberresektion, onkologische Mageneingriffe, Eingriffe bei kolorektalem Karzinom, Divertikulitis und Schilddrüsenoperationen erlauben dann kaum einen Fortbestand der Viszeralchirurgie als Fachgebiet in der verbleibenden Kliniklandschaft. Es wird daher alternativ ein 3‑stufiges Modell vorgeschlagen, in dem Eingriffe ähnlicher Komplexität mit einer gemeinsamen Mindestmenge zusammengefasst werden und mit entsprechenden Strukturanforderungen eine Versorgungsstufe bilden.
Schlussfolgerung
Mit dem vorgeschlagenen Modell kann sich eine Kliniklandschaft ausdifferenzieren, die sowohl die relevanten Qualitätsaspekte adressiert als auch einen Fortbestand der Viszeralchirurgie als Fachgebiet ermöglicht.