28.03.2023 | Pflege | Leitthema
Viskoelastizitätsbasierte „Point-of-care“-Gerinnungsdiagnostik im Kontext des Schockraummanagements von blutenden Traumapatienten
Diagnostik und Therapie der traumainduzierten Koagulopathie
verfasst von:
Prof. Dr. med. Marc Maegele
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2023
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Zusammenfassung
Nach wie vor ist die unkontrollierte Blutung mit einhergehender Störung der Blutgerinnungsfunktion, auch als traumainduzierte Koagulopathie (TIK) bezeichnet, die führende vermeidbare Todesursache beim Polytrauma. Letztere wird inzwischen als eigenständige Entität mit deutlichem Einfluss auf Morbidität und Mortalität wahrgenommen. In der klinischen Praxis werden schwerstverletzte und blutende Patienten neben den gängigen „Damage-Control-Surgery(DCS)“-Verfahren zur chirurgischen Blutungskontrolle häufig noch mit klassischen Blutprodukten in einem prädefinierten Verhältnis im Sinne des „Damage-Control-Resuscitation(DCR)“-Konzepts empirisch behandelt. Dabei stehen alternativ aber auch Algorithmen zur Verfügung, die anhand etablierter viskoelastizitätsbasierter „Point-of-Care(POC)“-Diagnostik-Verfahren und einer an Zielwerten orientierten Therapie erstellt wurden. Letztere ermöglichen zeit- und patientennah eine qualitative Untersuchung der Gerinnungsfunktion aus Vollblut und liefern unmittelbar therapeutisch nutzbare Hinweise auf Vorliegen, Entwicklung und Dynamik der Gerinnungsstörung. Der frühe Einsatz viskoelastizitätsbasierter POC-Verfahren im Kontext des Schockraummanagements schwerstverletzter und blutender Patienten wurde inzwischen mit Einsparungen potenziell auch schädlicher Blutprodukte, insbesondere bei Übertransfusion, sowie einem verbesserten Behandlungsergebnis einschließlich Überlebensvorteil vergesellschaftet. Im vorliegenden Beitrag werden die klinischen Fragestellungen zum Einsatz viskoelastizitätsbasierter Verfahren sowie Empfehlungen unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur dargestellt.