26.01.2017 | Pflege | Originalien
Informelles Pflegepotenzial bei Älteren in Deutschland
Ergebnisse einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung
verfasst von:
Dr. André Hajek, Thomas Lehnert, Annemarie Wegener, Steffi G. Riedel-Heller, Hans-Helmut König
Erschienen in:
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
|
Ausgabe 6/2018
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Da aufgrund der demografischen Entwicklung die Zahl der pflegebedürftigen Personen in den nächsten Jahrzehnten deutlich zunehmen wird und betroffene Personen meist die häusliche Pflege präferieren, zielt diese Arbeit darauf ab, das informelle Pflegepotenzial aus der Sicht der älteren Bevölkerung in Deutschland abzubilden. Zudem werden die Prädiktoren des informellen Pflegepotenzials untersucht.
Methoden
Auf Grundlage einer repräsentativen Telefonbefragung wurden im Jahr 2015 n = 1006 ältere Personen (Mittelwert 75,2 Jahre ± Standardabweichung 6,6 Jahre; Range 65–96 Jahre) hinsichtlich des informellen Pflegepotenzials analysiert.
Ergebnisse
Es gaben 71,7 % der Befragten an, dass sie für den Fall der Pflegebedürftigkeit jemanden haben, der sich um sie kümmern könnte. Bivariat hängt das informelle Pflegepotenzial mit dem Familienstand, dem Vorhandensein von Kindern und dem subjektiven Gesundheitszustand zusammen. Darüber hinaus konnten multiple logistische Regressionen zeigen, dass das informelle Pflegepotenzial positiv mit dem Vorhandensein von Kindern („odds ratio“ [OR] 2,5; 95 %-Konfidenzintervall [95 %-KI] 1,7–3,7), einer privaten Krankenversicherung (OR 1,7; 95 %-KI 1,0–2,7), der Bereitstellung informeller Pflege für Freunde/Familie (OR 1,5; 95 %-KI 1,1–2,1) und einer Pflegestufe (OR 2,3; 95 %-KI 1,1–4,8) zusammenhängt.
Schlussfolgerung
Unsere Ergebnisse zeigen, dass neben familiären Umständen auch der Krankenversichertenstatus und die Pflegestufe für das informelle Pflegepotenzial von Relevanz sind. Da v. a. familiäre Ressourcen das Bild der informellen Pflege bestimmen und von einer wachsenden geografischen Distanz der Familienverbünde auszugehen ist, ist die Entwicklung von Strategien zur Deckung des steigenden Bedarfs an informeller Pflege in den nächsten Jahrzehnten wesentlich.