27.11.2020 | Pflege | Originalien
Septischer Schock im Rettungsdienst: eine Befragung von Rettungskräften und eine retrospektive Analyse von Rückmeldeindikationszahlen in Hessen
verfasst von:
Angela Gerhard, Luis Möckel
Erschienen in:
Notfall + Rettungsmedizin
|
Ausgabe 1/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der septische Schock ist ein lebensbedrohliches Ereignis, welches ein schnelles Handeln und die klinische Vorstellung mit Priorität 1 (sofortige Intervention, sofortiger Arztkontakt) notwendig macht. Für die erste Diagnosestellung steht im Rettungsdienst unter anderem der quick Sequential (Sepsis-Related) Organ Failure Assessment (qSOFA-Score) Score zur Verfügung.
Ziele der Arbeit
Analyse der Rückmeldeindikationszahlen (RMI) für den septischen Schock (RMI374) in verschiedenen Landkreisen/Städten in Hessen und Befragung von Rettungskräften zur RMI374-Codierung sowie zum Thema Sepsis.
Methoden
Die RMI374-Fälle wurden bei den Leitstellen angefragt, die Inzidenzen pro 100.000 Einwohner für die einzelnen Landkreise/Städte berechnet und diese statistisch mit der mittleren Inzidenz verglichen. Für die Befragung der Rettungskräfte wurden 225 Fragebögen ausgeteilt.
Ergebnisse
Für 2019 gaben 18 Leitstellen die Anzahl von 730 RMI374-Fällen für die jeweiligen Landkreise/Städte an. 55,5 % dieser Fälle wurden mit Priorität 1 und 43,4 % mit Priorität 2 (stationäre Aufnahme) gemeldet. Im Vogelsbergkreis und Marburg-Biedenkopf war die Inzidenz signifikant höher, in Offenbach sowie Kreis Offenbach signifikant niedriger vs. die mittlere Inzidenz (p ≤ 0,02).
In 100 zurückerhaltenen Fragebögen gaben 16 % der Rettungskräfte an, die RMI374 auch bei Sepsis mit unklarem Fokus zu verwenden. Insgesamt 8 % nutzen die RMI374 mit Priorität 2 oder 3 (ambulante Versorgung) bei Patienten mit Sepsis ohne Schockzeichen. Den korrekten qSOFA-Score konnten 27 % der befragten Rettungskräfte angeben.
Schlussfolgerung
Die RMI374 wird in Hessen häufig mit Priorität 2 codiert, was auf ein Unterbewerten des septischen Schocks oder auf ein Fehlen einer RMI für die Sepsis zurückzuführen sein könnte. Des Weiteren könnte für einen Teil der Rettungskräfte eine Schulung zum Thema Sepsis/septischer Schock von Nutzen sein.