28.06.2016 | Pflege | Leitthema
Trends in der Arzneimittelversorgung von Männern
verfasst von: Prof. Dr. Gerd Glaeske
Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz | Ausgabe 8/2016
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In den vergangenen Jahren konnten sowohl grundsätzliche als auch spezifische Veränderungen in der Arzneimittelversorgung von Männern festgestellt werden. Wenn auch der auffälligste Unterschied zwischen den v. a. somatisch orientierten Arzneimitteltherapien für Männer gegenüber den Arzneimitteln zur Behandlung von psychischen Störungen und Krankheiten für Frauen geblieben ist, so sind die noch vor Jahren bestehenden großen Diskrepanzen zwischen den verordneten Mengen der Arzneimittel für Männer und Frauen in der Zwischenzeit ausgeglichen. Männer bekommen sogar im Durchschnitt größere Mengen verordnet, wenn sie eine Arzneimitteltherapie in Anspruch nehmen. Bei der Betrachtung der v. a. für Männer verordneten Arzneimittel zeigt sich, dass vorrangig Herz-Kreislauf- (Hypertonie, Herzinsuffizienz) und Stoffwechselerkrankungen (Diabetes, Gicht) behandelt werden. Dies trifft insbesondere auf Menschen im höheren Alter zu. Im Bereich der jüngeren Männer fallen daneben Psychostimulanzien und Antidepressiva vom SSRI-Typ („selective serotonine reuptake inhibitors“) bei den Auswertungen auf. ADHS- und Depressionsdiagnosen sind hierfür verantwortlich.
Neben diesen verordneten Arzneimitteln müssen bei Männern auch Mittel berücksichtigt werden, die geschlechtsspezifische Alltagsbedürfnisse widerspiegeln. Dazu gehören Mittel gegen Erektionsstörungen, Haarwuchspräparate oder Medikamente, die beim „Klimakterium virile“ oder zum Muskelaufbau angepriesen werden. Die z. T. gravierenden, unerwünschten Wirkungen dieser Produkte werden dabei oft weniger beachtet als die Hoffnung auf die positiven Auswirkungen zur Unterstützung des männlichen Rollenverständnisses. Während also Hormone durchaus als Anabolika angewendet werden, ist der Weg zur Anwendung einer männlichen Verhütungspille auf der Basis von Hormonen offenbar noch weit entfernt von all den hier erwähnten Trends in der männlichen Arzneimittelversorgung.
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