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Erschienen in: Rechtsmedizin 4/2014

01.08.2014 | Originalien

Pflicht zur Offenbarung von Behandlungsfehlern nach dem Patientenrechtegesetz

verfasst von: Assessor Prof. Dr. med. Dr. med. habil. M. Parzeller, H. Gaede, R. Dettmeyer, B. Zedler, B. Bockholdt

Erschienen in: Rechtsmedizin | Ausgabe 4/2014

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Zusammenfassung

Das Patientenrechtegesetz (PatRG), das 2013 als Artikelgesetz in Kraft trat, sah einige Neuerungen im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) vor. So wurde unter den Informationspflichten des § 630c BGB in Abs. 2 S. 2 und 3 eine Pflicht des Behandelnden kodifiziert, den Patienten auf dessen Nachfrage oder zur Abwendung gesundheitlicher Gefahren über einen eigenen oder fremden Behandlungsfehler zu informieren. Dabei müssen für den Behandelnden Umstände erkennbar sein, die die Annahme eines solchen Behandlungsfehlers begründen. In einem Straf- oder Bußgeldverfahren gegen den Behandelnden oder dessen Angehörigen gemäß Auflistung in § 52 Abs. 1 Strafprozessordnung (StPO) sollen diese Informationen allerdings nur Verwendung finden, wenn der Behandelnde seine Zustimmung gegeben hat. Anhand der Gesetzesbegründung wird die Intention des Gesetzgebers erläutert und die Norm unter Berücksichtigung der aktuellen Literatur und Rechtsprechung kritisch gewürdigt. So bleibt u. a. fraglich, ob diese Offenbarungspflicht bei eingeschränkter Verwertbarkeit in lediglich den vom Gesetzgeber genannten Verfahren dem Grundsatz der Selbstbelastungsfreiheit (Nemo tenetur se ipsum accusare) genügt. Unklar bleibt zudem, wen diese Pflicht der Fehleroffenbarung im Krankenhausalltag trifft und ob sie auch gegenüber Angehörigen nach dem Tod des Patienten Anwendung findet.
Fußnoten
1
Gesetz vom 20.02.2013 – BGBl. Teil I 2013 Nr. 9 25.02.2013 S. 277 ff.
 
2
Siehe auch noch Änderungen in der Patientenbeteiligungsverordnung, im Krankenhausfinanzierungsgesetz, den Zulassungsverordnungen für Vertragsärzte und -zahnärzte und der Bundesärzteordnung.
 
3
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 1, 9 f.; BT-Drs. 17/10488 S. 1, 9; Ausschuss für Gesundheit (GA), BT-Drs. 17/11710 S. 2; Thole (Referentin im BMJ), Schanz, RDG 2013, 64 (64).
 
4
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 1, 9 f.; BT-Drs. 17/10488 S. 1, 9; GA, BT-Drs. 17/11710 S. 25; s. auch Zöller, MedR 2011, 229 (229); Thole, Schanz, RDG 2013, 64 (64).
 
5
Zu den anderen Aspekten des PatRG s. Montgomery et al., MedR 2013, 149 (150 ff.); Osmialowski, ArztR 2014, 89 (89 ff.); Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2013, 73 (73 ff.), Arch Kriminol 2013, 145 (145 ff.), Arch Kriminol 2014, 1 (1 ff.); Spickhoff, ZRP 2012, 65 (65 ff.); Thole, MedR 2013, 145 (145 ff.) jeweils m.w.N.
 
6
MDK-Gemeinschaft, Jahresstatistik 2013 zur Behandlungsfehler-Begutachtung, Mai 2014, S. 6, 25.
 
7
Verbraucherzentrale Bundesverband, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(1) S. 9.
 
8
Thurn, MedR 2013, 153 (157).
 
9
Laum, MedR 2011, 230 (230 f.).
 
10
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 9 f.; BT-Drs. 17/10488 S. 9 ff.
 
11
Schlösser, MedR 2011, 227 (227 ff.).
 
12
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 30; BT-Drs. 17/10488 S. 21.
 
13
Quellenangaben fehlen, was auch Reuter, Hahn, VuR 2012, 247 (250) bemängeln.
 
14
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 30; BT-Drs. 17/10488 S. 21.
 
15
Ausführlich zum Erfordernis der konkreten Nachfrage durch den Patienten s. Reuter, Hahn, VuR 2012, 247 (250).); Kritik u. a. bei: Terbille, in Terbille et al. (Hrsg.) Münchner Anwaltshandbuch Medizinrecht 2013, § 1 Zivilrechtliche Arzthaftung, Rn. 582; Schneider, in: Prütting et al. (Hrsg.) BGB Kommentar, 2014, § 630c Rn. 9.
 
16
Zu den unterschiedlichen Informationsmöglichkeiten s. Taupitz, NJW 1992, 713 (715 ff.).
 
17
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 30; BT-Drs. 17/10488 S. 21.
 
18
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 30; BT-Drs. 17/10488 S. 21; Schneider, in: Prütting et al. (Hrsg.) BGB Kommentar, 2014, § 630c Rn. 9 für Recherchepflicht bei erkennbaren Umständen.
 
19
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 30; BT-Drs. 17/10488 S. 21.
 
20
GA, BT-Drs. 17/11710 S. 38.
 
21
Spickhoff, ZRP 2012, 65 (67)); Ulsenheimer, Anaesthesist 2014, 98 (100); Weidenkaff, in: Palandt, BGB, 2014, § 630c Rn. 7.
 
22
GA, BT-Drs. 17/11710 S. 10, 38: Die Einbeziehung der Angehörigen wurde erst durch Beschluss des GA in § 630c Abs. 2 S. 3 BGB eingefügt; Personenkreis des § 52 Abs. 1 StPO: Verlobte/r; Person, mit der der Behandelnde ein Versprechen der Begründung einer Lebenspartnerschaft eingegangen ist; Ehegatte auch nach Beendigung der Ehe dito Lebenspartnerschaft; Verwandtschaft oder Verschwägerung in gerader Linie oder bis zum dritten Grad verwandt oder bis zum zweiten Grad verschwägert.
 
23
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 30; BT-Drs. 17/10488 S. 22; zustimmend: Reuter, Hahn, VuR 2012, 247 (251); Terbille, in Terbille et al. (Hrsg.) Münchner Anwaltshandbuch Medizinrecht 2013, § 1 Zivilrechtliche Arzthaftung, Rn. 581 ff.; Thole, Schanz, RDG 2013, 64 (66); ablehnend: Montgomery et al., MedR 2013, 149 (151); Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2013, 73 (81 f.); Ulsenheimer, Anaesthesist 2014, 98 (100).
 
24
Wagner, VersR 2012, 789 (794).
 
25
Dann, MedR 2007, 638 (639 f.).
 
26
Katzenmeier, NJW 2013, 817 (819): Aufklärung über die tatsächlichen Umstände ohne Bewertung des „Verhaltens als fehlerhaft“; Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2013, 73 (82); Osmialowski, ArztR 2013, 201 (202); OLG Koblenz, MedR 2000, 37 (39): „Ein Arzt, der damit rechnen muss, dass er seinem Patienten eine Gesundheitsschädigung zugefügt hat, ist auch nach Behandlungsende aus dem fortwirkenden Arztvertrag heraus verpflichtet, von sich aus alles zu tun, um die Auswirkung des Schädigung so gering wie möglich zu halten … Er ist verpflichtet, von den Komplikationen und einem drohenden weiteren Schaden den Patienten und dessen (Haus)Arzt zu unterrichten, damit eine sachgerechte Nachbehandlung oder Vorsorge für den Fall des Eintritts des drohenden Schadens eingeleitet werden kann“.
 
27
Terbille, Schmitz-Herscheidt, NJW 2000, 1749 (1749 ff.).
 
28
BGH, NJW 1984, 661 (662): „Der mögliche Schädiger, auch wenn es sich bei ihm um einen Arzt handelt, der bis dahin in einem besonderen Vertrauensverhältnis zu dem Patienten gestanden hat, handelt nicht treuwidrig, wenn er, ohne die Tatsachen zu verschweigen oder zu verdrehen, ein schuldhaftes Fehlverhalten leugnet“.; ebenso OLG Hamm, NJW 1985, 685 (685).
 
29
Dann, MedR 2007, 638 (639 f.); Taupitz, NJW 1992, 713 (715 ff.); s. auch Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V., Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(12.1) S. 5; Vavra, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(21) S. 2 f.; Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(14) S. 4.
 
30
Wagner, VersR 2012, 789 (794 f.) ; zweifelnd auch Weidenkaff, in: Palandt, BGB, 2014, § 630c Rn. 7.
 
31
Reuter, Hahn, VuR 2012, 247 (250) begründen dies mit der gesetzgeberischen Vorgabe des Behandlungsfehlers anstatt „behandlungsfehlerrelevanter Tatsachen“.
 
32
Dann, MedR 2007, 638 (642).
 
33
Preis, Schneider, NZS 2013, 281 (283) weisen ebenfalls auf die Unbestimmtheit der tatbestandlichen Merkmale hin; Schelling, Warntjen, MedR 2012, 507 (508, 512) halten den Begriff der „Erkennbarkeit“ für überflüssig und irreführend. Ferner kritisieren sie die stete Verwendung des Begriffs „Behandlungsfehler“; Rehborn, GesR 2013, 257 (261): Unbestimmtheit hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit.
 
34
http://www.duden.de/rechtschreibung/erkennbar. Abrufdatum 02.04.2014.
 
35
http://www.duden.de/rechtschreibung/Umstand. Abrufdatum 02.04.2014.
 
36
http://www.duden.de/rechtschreibung/Annahme. Abrufdatum 02.04.2014.
 
37
Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(12.1) S. 6.
 
38
Der Gesundheitsausschuss des Bundestages spricht von „hindeuten“: GA, BT-Drs. 17/11710 S. 38.
 
39
http://www.duden.de/rechtschreibung/begründen. Abrufdatum 02.04.2014.
 
40
Rehborn, GesR 2013, 257 (261); Schneider, in: Prütting et al. (Hrsg.) BGB Kommentar, 2014, § 630c Rn. 9; generell eine eigene Bewertung eines Behandlungsfehlers ablehnend: Osmialowski, ArztR 2013, 201 (202).
 
41
Sozialverband VDK Deutschland e. V. Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(11) S. 6 f.
 
42
Dann, MedR 2007, 638 (641 f.).
 
43
OLG Oldenburg, OLGR Oldenburg 1995, 68 (68 f.).
 
44
OLG Koblenz, VersR 1999 1420 (1420).
 
45
OLG Schleswig 16.12.1980 – 6 U 47/78.
 
46
So auch Schelling, Warntjen, MedR 2012, 507 (508); Parzeller et al., Rechtsmedizin 2008, 318 (Kongressposter).
 
47
Siehe auch kritische Einschätzung: Heynemann, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(30) S. 8.
 
48
Dann, MedR 2007, 638 (642).
 
49
Thurn, MedR 2013, 153 (155); Schelling, Warntjen, MedR 2012, 507 (508); s. auch Wagner, VersR 2012, 789 (795) zu Aspekten bei unerkennbaren Behandlungsfehlern; Lechner, MedR 2013, 429 (432) zur Erkennbarkeit des Aufklärungsumfangs bei sehr seltenen Risiken; Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(14) S. 4 zur Frage der Erkennbarkeit anhand einer objektiven Manifestation.
 
50
So Wenzel, in Wenzel (Hrsg.) Handbuch des Fachanwalts Medizinrecht, 2013, Kap. 4 Rn. 399, der auf die „fehlende Korrelation zwischen Wissen von einem Behandlungsfehler und Abwehr von Gesundheitsgefahren“ hinweist.
 
51
GA, BT-Drs. 17/11710 S. 38; Osmialowski, ArztR 2013, 201 (202): „Schlüsse oder Wertungen, ob ein Behandlungsfehler vorliegt, sind nicht umfasst“; Weidenkaff, in: Palandt, BGB, 2014, § 630c Rn. 7: „rechtliche Wertung wird nicht verlangt“; eher für ein „weites Verständnis der Informationspflicht“ über Behandlungsfehler aber Reuter, Hahn, VuR 2012, 247 (250).
 
52
Osmialowski, ArztR 2013, 201 (203 f.) empfiehlt frühzeitig den Haftpflichtversicherer einzuschalten.
 
53
http://www.bmjv.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/DE/Ratgeber_fuer_Patientenrechte.pdf;jsessionid=E4887E0D9A29D677AC753BF78F33F6F5.1_cid334?__blob=publicationFile. S. 46 ff. Zugegriffen: 02. April 2014.
 
54
Kuhla, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(39) S. 3.
 
55
BT-Drs. 312/12 S. 24.
 
56
Gesetzentwurf der Bundesregierung, BR-Drs. 312/12 S. 30; BT-Drs. 17/10488 S. 18.
 
57
Dieser muss allerdings auch nicht Behandelnder im Sinne des PatRG sein, sondern kann ein weiterer Erfüllungsgehilfe (Operateur) sein.
 
58
BR-Drs. 312/12 S. 35; BT-Drs. 17/10488 S. 24; s. auch Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2013, 145 (149).
 
59
Keine Differenzierung in BR-Drs. 312/12 S. 29 ff.; BT-Drs. 17/10488 S. 21 ff.; BT-Drs. 17/11710 S. 38.
 
60
Walter, Das neue Patientenrechtegesetz, 2013 Rn. 29, 120 stellt bei der Offenbarungspflicht auf die vertraglichen Nebenpflichten und in einem Beispiel ausdrücklich auf Vertragspartner ab (Krankenhaus und Chefarzt mit einem Arzt-Zusatzvertrag); OLG Koblenz, MedR 2004, 388 (389): keine allgemein umfassende Auskunftspflicht für Erfüllungsgehilfen mangels vertraglicher Beziehung und deliktisch allenfalls, wenn Leistungsanspruch dem Grunde nach besteht.
 
61
Zur Haftung bei Fehlern bei überlangen Arbeitszeiten aus Übernahme- und Organisationsverschulden s. Reppel, Dt. Ärztebl. 2014, Ärztestellen, S. 2 ff.; Deutsch, Spickhoff, Medizinrecht, 2014, Rn. 556 gehen von einer Informationspflicht auch über Organisationsfehler allerdings bei einem „fortwirkendem Vertragsverhältnis“ aus; Ulsenheimer, Anaesthesist 2014, 98 (100) sieht Organisationsfehler neben Aufklärungsfehlern nicht vom Anwendungsbereich des § 630c Abs. 2 S. 2 BGB umfasst.
 
62
Ausführlich zu den Regelungen im SGB V: Hart, MedR 2013, 159 (164).
 
63
BR-Drs. 312/12 S. 29; BT-Drs. 17/10488 S. 21.
 
64
So aber: BR-Drs. 312/12 S. 31; BT-Drs. 17/10488 S. 22.
 
65
AHB (Allgemeine Versicherungsbedingungen für die Haftpflichtversicherung – Stand Feb. 2014); AVB BHV (Allgemeine Versicherungsbedingungen für die Betriebs- und Berufshaftpflichtversicherung – Stand Dez. 2013) abrufbar über: http://www.gdv.de/downloads/versicherungsbedingungen. Zugegriffen: 09. Mai 2014.
 
66
So im Ergebnis auch: Thurn, MedR 2013, 153 (155); Mansel in: Jauernig (Hrsg.) Bürgerliches Gesetzbuch, 2014, § 630c Rn. 7: „… sofern die die Behandlung durchführende Person keine eigene Vertragsbindung mit dem Patienten hat, entscheidet allein das Deliktsrecht, ob ihn eine entsprechende deliktische Offenbarungspflicht trifft“; auf Grundlage einer „vertraglichen Treue- und Wahrheitspflicht“ s. z. B. Schneider, JuS 2013, 104 (105); Bahner, MPR 2013, 73 (75).
 
67
Mansel in: Jauernig (Hrsg.) Bürgerliches Gesetzbuch, 2014, § 630a Rn. 3.
 
68
Neelmeier, Dt. Ärztebl. 2012, A 1866: zur mangelnde Offenbarungspflicht, da eine Abwendung gesundheitlicher Gefahren nicht mehr möglich ist und ein Nachfragerecht für Angehörige nicht vorgesehen ist. Loeschner, Plener, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(24.1) S. 5.
 
69
BVerfG, NJW 1997, 1841 (1843); BVerfG, NJW 2005, 352 (352); EGRM, NJW 2008, 3549 ff.; BGH NJW 2013, 2769 (2770); Degenhart, in Sachs (Hrsg.) Grundgesetz, 2011, Art. 103 Rn. 45.
 
70
Dölling, in: Dölling et al. (Hrsg) Gesamtes Strafrecht, 2013, Vor §§ 1 ff. Rn. 36.
 
71
Vgl. BVerfGE 38, 105 (113): „Dementsprechend ist das Auskunftsverweigerungsrecht des § 55 Abs. 1 StPO lediglich ein Ausfluss des allgemeinen, für den Beschuldigten in §§ 136, 163 a, 243 StPO und entsprechenden Vorschriften als selbstverständlich vorausgesetzten rechtsstaatlichen Grundsatzes, dass niemand gezwungen werden kann, gegen sich selbst auszusagen“.
 
72
BVerfG, NJW 1997, 1841 (1843); zu Einschränkungen s.  BVerfG, NJW 2005, 352 (352 f.): Zur Reichweite des Beweisverwendungsverbots des §  393 II AO im Steuerrecht; BVerfG, NJW 1981, 1431 (1432 f.): Zur uneingeschränkten Aussagepflicht des Gemeinschuldners.
 
73
So auch Montgomery et al., MedR 2013, 149 (151); Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2013, 73 (82), Arch Kriminol 2014, 1 (11); Ulsenheimer, Anaesthesist 2014, 98 (100); Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(12.1) S. 6; Loeschner, Plener, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(24.1) S. 3 f.; AA: Reuter, Hahn, VuR 2012, 247 (251); Thole, Schanz, RDG 2013, 64 (66); Terbille, in Terbille et al. (Hrsg.) Münchner Anwaltshandbuch Medizinrecht 2013, §  1 Zivilrechtliche Arzthaftung, Rn. 581 ff.
 
74
Z. B. Katzenmeier, MedR 2012, 576 (580); Montgomery et al., MedR 2013, 149 (151); Schneider, in: Prütting et al. (Hrsg.) BGB Kommentar, 2014, § 630c Rn. 13; Spickhoff, ZRP 2012, 65 (67) ders. auch in Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(4) S. 5; Notgemeinschaft Medizingeschädigter e. V., Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(7) S. 3; Loeschner, Plener, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(24.1) S. 4 f. mit eigenen Vorschlägen für Änderungen der StPO.
 
75
AA Jünemann, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(38) S. 3.
 
76
Montgomery et al., MedR 2013, 149 (151).
 
77
Schelling, Warntjen, MedR 2012, 507 (509); Neelmeier, Dt. Ärztebl. 2012, A 1866; Walter, Das neue Patientenrechtegesetz, 2013 Rn. 132; Kuhla, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(39) S. 8: Klarstellung erforderlich, ob nur ein bloßes Beweisverwertungsverbot oder ein umfassendes Verwendungsverbot vorgesehen ist.
 
78
Martis, Winkhart, Arzthaftungsrecht, Patientenrechtegesetz, 2014, P22; Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2013, 73 (82); Neelmeier, Dt. Ärztebl. 2012, A 1866 Walter, Das neue Patientenrechtegesetz, 2013 Rn. 132.
 
79
Wagner, VersR 2012, 789 (797 f.) unter Hinweis auf Regelungen in Österreich; Weidenkaff, in: Palandt, BGB, 2014, § 630c Rn. 7: Norm dient nur die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen.
 
80
So auch Montgomery et al., MedR 2013, 149 (151); Osmialowski, ArztR 2013, 201 (203); Schneider, in: Prütting et al. (Hrsg.) BGB Kommentar, 2014, § 630c Rn. 13; Ulsenheimer, Anaesthesist 2014, 98 (100); Walter, Das neue Patientenrechtegesetz, 2013 Rn. 133.
 
81
Gleichen Bedenken bei Rehborn, GesR 2013; 257 (261); Walter, Das neue Patientenrechtegesetz, 2013 Rn. 133; Vavra, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(21) S. 4.
 
82
BVerfG, NJW 1981, 1431 (1431 f.).
 
83
Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2013, 73 (82); Ulsenheimer, Anaesthesist 2014, 98 (100).
 
84
Katzenmeier, MedR 2011, 201 (201 ff.).
 
85
Zur Debatte im Bundestag bei steigenden Haftpflichtprämien s. Dt. Ärztebl. 2014, B 454.
 
86
Schlösser, MedR 2011, 227 (229): Geburtsschäden mit einer durchschnittlichen Schadenshöhe von 640.000 €. Haftpflichtbeiträge von über 40.000 €; Hibbeler, Dt. Ärztebl. 2014, B 419: bei nur 205 € für Spontanentbindung nach dem neuen EBM.
 
87
So aber Thole, MedR 2013, 145 (147); Thole, Schanz, RDG 2013, 64 (66); Jünemann, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(38) S. 3; Terbille, in Terbille et al. (Hrsg.) Münchner Anwaltshandbuch Medizinrecht 2013, § 1 Zivilrechtliche Arzthaftung, Rn. 583; AA: Wagner, VersR 2012, 789 (797, 802); Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2013, 73 (82).
 
88
Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(12.1) S. 6: Gefahr des Schuldanerkenntnisses gemäß § 781 BGB sowie von Obliegenheitsverletzungen gegenüber dem Versicherer; Vavra, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(21) S. 4; Loeschner, Plener, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(24.1) S. 4 f.; Montgomery et al., MedR 2013, 149 (151) ungeklärt, ob es sich bei dieser Erklärung um ein Anerkenntnis handelt; Osmialowski, ArztR 2013, 201 (202 f): „durch ein pflichtwidriges Schuldanerkenntnis der Versicherungsschutz verloren geht“; Schelling, Warntjen, MedR 2012, 507 (511) „Schuldbekenntnis mit erheblicher Bedeutung im Schadensersatzprozess“; AA: Rehborn, GesR 2013, 257 (261): „keine Bedenken“, da „kein Haftungsanerkenntnis“; GKV-Spitzenverband, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(20) S. 13: danach soll die Fehleroffenbarung nicht zum Verlust des Versicherungsschutzes führen.
 
89
So auch Montgomery et al., MedR 2013, 149 (151); Rehborn, GesR 2013, 257 (261), Preis, Schneider, NZS 2013, 281 (283).
 
90
Teilweise wurden aber noch weitergehende Informationspflichten über Behandlungsfehler gefordert, z. B. Diakonie Bundesverband, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(2) S. 7; BAG Selbsthilfe, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(25) S. 6 f.; Deutscher Caritasverband, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(6) S. 8; Terbille, in Terbille et al. (Hrsg.) Münchner Anwaltshandbuch Medizinrecht 2013, § 1 Zivilrechtliche Arzthaftung, Rn. 582.
 
91
Deutsch, Spickhoff, Medizinrecht, 2014, Rn. 558: Die Fehleroffenbarungspflicht „dient dem Vermögensschutz (Verfolgung der Arzthaftpflicht); Wagner, VersR 2012, 789 (795): „Durchsetzung berechtigter Schadensersatzansprüche“ als „Sekundärzweck“ des § 630c Abs. 2 S. 2 Alt. 2 BGB; Weidenkaff, in: Palandt, BGB, 2014, § 630c Rn. 7: Norm dient nur die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen.
 
92
So im Ergebnis auch Montgomery et al., MedR 2013, 149 (151); Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2014, 1 (11); Neelmeier, Dt. Ärztebl. 2012, A 1866; Schelling, Warntjen, MedR 2012, 506 (512); Ulsenheimer, Anaesthesist 2014, 98 (100); Loeschner, Plener, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(24.1) S. 3 f. halten die Norm wegen Verstoßes gegen die Rechtsprechung des BVerfG für verfassungswidrig; siehe bereits Dann, MedR 2007, 638 (640): „Solange man das allgemeine Prinzip der Selbstbelastungsfreiheit in Art. 1 Abs. 1 und Art. 2 Abs. 1 GG verankert und Persönlichkeitsschutz ernst nimmt, darf man es auch im Zivilrecht nur in zwingend erforderlichen und gesetzlich geregelten Ausnahmefällen antasten. An dieser Hürde scheitert eine zivilrechtliche Offenbarungspflicht. Es wäre unverhältnismäßig, sie nur deshalb zu errichten, damit Patienten leichter Schadensersatzansprüche geltend machen können“.
 
93
Martis, Winkhart, Arzthaftungsrecht, Patientenrechtegesetz, 2014, P23.
 
94
Ausführliche Begründung bei Wagner, VersR 2012, 789 (795); Katzenmeier, NJW 2013, 817 (819).
 
95
Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2014, 1 (13); Preis, Schneider, NZS 2013, 281 (283); Vavra, Ausschussdrucksache GA, 17(14)0346(21) S. 4.
 
96
Parzeller, Zedler, Arch Kriminol 2014, 1 (13); Schelling, Warntjen, MedR 2012, 506 (511).
 
97
Siehe z. B. Auflistung im Schwarzbuch des Bundes für Steuerzahler e. V. http://www.schwarzbuch.de Abrufdatum 02.04.2014.
 
Metadaten
Titel
Pflicht zur Offenbarung von Behandlungsfehlern nach dem Patientenrechtegesetz
verfasst von
Assessor Prof. Dr. med. Dr. med. habil. M. Parzeller
H. Gaede
R. Dettmeyer
B. Zedler
B. Bockholdt
Publikationsdatum
01.08.2014
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Rechtsmedizin / Ausgabe 4/2014
Print ISSN: 0937-9819
Elektronische ISSN: 1434-5196
DOI
https://doi.org/10.1007/s00194-014-0960-7

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