Kann Honig Schmerzen nach Tonsillektomie lindern?

Nach einer Tonsillektomie hat Honig bei Kindern möglicherweise einen schmerzlindernden Effekt. Darauf weisen zumindest die Daten einer Metaanalyse mit acht randomisierten kontrollierten Studien hin. Was deren Aussagekraft einschränkt, ist allerdings ihre unzureichende Qualität. Für die Metaanalyse plus Review konnten Avtar Lal von der Ottawa University im kanadischen Ontario und sein Team elf Arbeiten berücksichtigen, darunter acht randomisierte kontrollierte Studien (RCT). Honig senkte demzufolge im Vergleich zu Kontrollgruppen die Schmerzen in den ersten sieben Tagen nach einer Tonsillektomie signifikant (mit p-Werten zwischen 0,05 und < 0,0001). Beteiligt waren Kinder ab drei Jahre, die meisten Studien schlossen jedoch auch Jugendliche und einige auch Erwachsene ein. VAS-Skalen und Schmerzgesichter als Maß Als Maß dienten VAS-Skalen bzw. bei Kindern unter sieben Jahren Scores mit „Schmerzgesichtern“ oder Piktogrammen. An Honigsorten kamen neben reinem Bienenhonig zum Einsatz Toulang-Honig, Thymianhonig gemischt mit Gum Tragacanth (eine natürliche Gummiart) sowie verschiedene kommerzielle Zubereitungen aus dem Supermarkt. Diese wurden in den randomisierten Studien verglichen mit Placebo oder keiner Therapie. Zumindest in den ersten fünf Tagen war die Einnahme von Honig auch mit einem geringeren Bedarf an Schmerzmitteln verbunden. In einer RCT aus dem Jahr 2014 hatte man die Familien der Patienten in der Interventionsgruppe angehalten, es zunächst mit Honig zu probieren, ehe man dem Kind Paracetamol verabreichte. Hier war die Menge an verbrauchten Schmerzmitteln in der Honiggruppe signifikant niedriger, und zwar sowohl in den ersten zwei als auch in den darauffolgenden acht Tagen. Auch die Zeit bis zur Schmerzfreiheit war in dieser Gruppe deutlich kürzer. Eine RCT hatte sich speziell Schluckschmerzen und in die Ohren ausstrahlenden Schmerzen gewidmet: Auch hier war die Schmerzlinderung durch Honig signifikant. Weniger Schmerzen, ruhigere Nächte Der schmerzlindernde Effekt des Naturprodukts hatte sich offenbar auch auf das nächtliche Durchschlafen ausgewirkt: Zumindest in den zwei Nächten nach der Op. waren die Kinder, denen man Honig gegeben hatte, signifikant seltener aufgewacht als die Teilnehmer einer Kontrollgruppe. Der Honig hatte offenbar einen gewissen, wenn auch relativ spät einsetzenden Effekt auf die Heilung der Fossa tonsillaris. Drei Studien bestätigten, dass die Epithelisierung ab dem neunten postoperativen Tag in der Interventionsgruppe weiter fortgeschritten war als bei den Kontrollpatienten. Nennenswerte Nebenwirkungen traten unter der Honigtherapie nicht auf. Die kleinen Patienten mussten sich weder öfter räuspern, noch klagten sie vermehrt über Durst oder trockenen Mund. Im Hinblick auf mit der Op. in Zusammenhang stehende Nebenwirkungen wie Blutungen oder Infektionen unterschieden sich die Interventions- und Kontrollgruppen nicht signifikant. In einigen Studien hatte man zusätzlich zum Honig Antibiotika eingesetzt und damit eine bessere Schmerzlinderung erzielt als in einer Kontrollgruppe ohne Therapie. Deren zusätzlicher Einsatz, so die Autoren, habe sich möglicherweise positiv auf Entzündungsvorgänge ausgewirkt, was auch auf die Schmerzen Einfluss gehabt habe. Unzureichende Qualität der Studien Kritisch anzumerken bleibt die starke Heterogenität der RCT, sowohl bezüglich Patientencharakteristika als auch im Hinblick auf die verabreichten Dosen, sowie die teilweise mangelhafte methodische Qualität. Fünf Studien erwähnen beispielsweise keinerlei Details zur Randomisierung und Verblindung. Um verlässlichere Aussagen zur Wirkung von Honig auf postoperative Tonsillektomieschmerzen zu erhalten, müssen daher hochwertigere placebokontrollierte Studien abgewartet werden.

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