Erschienen in:
10.06.2022 | Phototherapie | Leitthema
Chronotherapie affektiver Störungen: Grundlagen und klinische Aspekte
verfasst von:
Dr. Vera Miriam Ludwig, Ilka Münch, Anna Wirz-Justice, Philipp Ritter
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 9/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Chronobiologische Prozesse spielen bei Manifestation und Verlauf affektiver Störungen eine wesentliche Rolle. Chronotherapeutika zielen auf die Verbesserung von Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus und affektiver Symptomatik durch Modulation chronobiologischer neuronaler Schaltkreise ab.
Ziel der Arbeit
Überblick über chronotherapeutische Verfahren, aktuelle Evidenzlage, Empfehlungen für die klinische Praxis.
Methoden
Narratives Review.
Ergebnisse
Es gibt nichtmedikamentöse Verfahren wie Lichttherapie, Wachtherapie, Schlafphasenvorverlagerung und Dunkeltherapie, Melatonin als medikamentöse Option sowie psychotherapeutische Interventionen wie die interpersonelle soziale Rhythmustherapie und kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie modifiziert für bipolare Störungen, die als Chronotherapeutika bei Patienten mit affektiven Erkrankungen eingesetzt werden können. Fast alle Verfahren überzeugen mit guter antidepressiver bzw. antimanischer oder phasenstabilisierender Wirksamkeit. Für Melatonin gibt es weniger Belege für eine Verbesserung der affektiven Symptome als vielmehr für die Stabilisierung des Schlaf-Wach-Rhythmus. Einige Verfahren können gut ambulant genutzt werden, wie Lichttherapie, Dunkeltherapie oder psychotherapeutische Verfahren, während andere, wie Triple-Chronotherapie bestehend aus Wachtherapie, Schlafphasenvorverlagerung und Lichttherapie besser im stationären Setting umgesetzt werden.
Schlussfolgerung
Chronotherapeutische Verfahren sind vielfältig einsetzbar und sowohl miteinander als auch mit klassischer Psychopharmakotherapie kombinierbar. Bei benignem Nebenwirkungsprofil und nachgewiesener Wirksamkeit können sie einen wichtigen Baustein der Behandlung affektiver Erkrankungen darstellen, der allerdings aktuell im klinischen Kontext noch zu selten genutzt wird.