Erschienen in:
04.12.2017
Physiotherapie in der Schmerzmedizin
Weiterbehandlung nach multimodalem Schmerztherapieprogramm
verfasst von:
Elisabeth Dean, MSc
Erschienen in:
MMW - Fortschritte der Medizin
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Sonderheft 7/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Chronische Schmerzen sind eine globale gesundheitliche Herausforderung, sowohl für den einzelnen Patienten als auch für das Gesundheitswesen. Dabei bietet die multimodale Schmerztherapie, als eines der möglichen Therapieverfahren für Patienten mit chronischen Schmerzen, ein umfassendes Instrument, das gleichermaßen hohe Anforderungen an Therapeuten und Patienten stellt und einheitlich empfohlen wird.
Methode
In einer monozentrischen Querschnittstudie wurden Patienten, die zuvor an einem mehrwöchigen multimodalen Schmerztherapieprogramm teilgenommen hatten, zur Umsetzung der Nachsorgeempfehlungen des interdisziplinären Teams der Schmerztagesklinik befragt. Mit Hilfe eines strukturierten Fragebogens sollten die Patienten angeben, ob sie nach der Entlassung ambulant physiotherapeutisch weiterbehandelt wurden bzw. aus welchen Gründen dies nicht der Fall war.
Ergebnisse
80 Patienten wurden randomisiert in die Studie aufgenommen, 47 von ihnen nahmen an der Befragung teil (33 Frauen, Durchschnittalter 60 ± 14,5 Jahre; 14 Männer, 56 ± 11,9 Jahre). An die Nachsorgeempfehlungen des interdisziplinären Teams hielten sich 70% der Teilnehmer. Am häufigsten wurden Schmerzbewältigungsstrategien (68%), Entspannungsmethoden (53%) und moderater Ausdauersport (32%) angewendet. 28 Patienten (60%) nahmen im Anschluss an das Schmerztherapieprogramm eine physiotherapeutische Weiterbehandlung in Anspruch. 19 Patienten (40%) führten die Physiotherapie nach der Entlassung nicht weiter. Als Gründe dafür gaben sie fehlende ärztliche Verordnung (32%), Unzufriedenheit mit der Behandlung (17%) und unzureichende Therapiemaßnahmen (15%) an. Zeitmangel aufgrund der Pflege eines Familienangehörigen oder von Kinderbetreuung (berufstätige und alleinerziehende Mütter) nannten 10% der Patienten.
Schlussfolgerungen
Gegenwärtig ist keine ausreichende, ambulante, weiterführende Versorgung im Sinne eines multimodalen Behandlungskonzepts für chronische Schmerzpatienten gegeben. Die Bedürfnisse der Patientenpräferenzen werden nicht ausreichend berücksichtigt. Defizite liegen in der Praxisorganisation und den gesundheitspolitischen Versorgungsstrukturen, die den multimodalen Grundgedanken weiterführen.