Hintergrund
Ärztliche Weiterbildung zielt neben der Vermittlung medizinischer Kenntnisse auf den Erwerb weiterer Kompetenzen wie Kommunikation, Arbeitsorganisation und Teamarbeit. Multidimensionale kompetenzbasierte Weiterbildung erfordert Interprofessionalität, insbesondere die Kooperation zwischen Ärzten und Pflegepersonal, das faktisch, aber nicht formal in die ärztliche Weiterbildung eingebunden ist.
Ziel der Arbeit
Die vorliegende Arbeit gilt der Frage, inwieweit ärztliche Weiterbildungsassistenten (WBA) die Einbeziehung von Pflegepersonal in ein arbeitsplatzbasiertes Feedback akzeptieren und als nützlich betrachten. Ferner werden Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Fachärzten (FÄ) und Pflegefachpersonen (PFP) in ihrer Einschätzung ärztlicher Kompetenzen der Weiterbildungsassistenten untersucht.
Material und Methode
Pädiatrische WBA wurden bei 20 Beratungsgesprächen mit Eltern ihrer Patienten gleichzeitig von FÄ und PFP beobachtet. Beide Berufsgruppen dokumentierten unabhängig voneinander ihre Beobachtungen mithilfe einer visuellen Analogskala nach definierten Kriterien sowie mit Freitextkommentaren und gaben – wiederum getrennt voneinander – den WBA ein strukturiertes mündliches Feedback. Im Anschluss bewerteten die WBA das Feedback-Gespräch der FÄ und PFP. Die metrischen Daten der visuellen Analogskala wurden mithilfe des T-Tests für gepaarte Stichproben analysiert, die Freitextkommentare inhaltlich kategorisiert und ihr Zusammenhang mit einzelnen Variablen mithilfe der loglinearen Analyse geprüft.
Ergebnisse
Die Kompetenzen der WBA wurden von beiden Berufsgruppen weitgehend identisch eingeschätzt. In ihren Freitextkommentaren notierten sowohl FÄ als auch PFP signifikant häufiger positive als kritische Bemerkungen (p < 0,001); hierbei thematisierten PFP kommunikative Aspekte, hingegen FÄ medizinische Aspekte häufiger (p = 0,056). Kritische Anmerkungen zu medizinischen Aspekten erfolgten signifikant häufiger von FÄ als von PFP (p = 0,012). Die WBA bewerteten die Feedback-Gespräche mit den PFP signifikant „angenehmer“ (p = 0,003) und tendenziell „hilfreicher“ (p = 0,08) als jene mit den FÄ.
Schlussfolgerung
Das interprofessionelle arbeitsplatzbasierte Feedback fand unter den WBA eine hohe Akzeptanz. Die Methode erwies sich als praktikabel; mögliche Rollenkonflikte entstanden nicht. Das interprofessionelle Feedback erfolgt nicht gegensätzlich zwischen beiden Berufsgruppen, sondern ergänzend. So kann es der kompetenzbasierten ärztlichen Weiterbildung in der Pädiatrie förderlich sein.