Erschienen in:
12.11.2020 | Rektumexstirpation | Leitthema
Plastisch-chirurgische Rekonstruktion bei ausgedehnten Beckenbodendefekten nach onkologischer Chirurgie
verfasst von:
Univ.-Prof. Dr.Dr.h.c. Raymund E. Horch, Andreas Arkudas, Ingo Ludolph, Aijia Cai, Markus Mulica
Erschienen in:
coloproctology
|
Ausgabe 1/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Durch die zunehmende Weiterentwicklung der chirurgisch-onkologischen Verfahren, insbesondere der extralevatorischen Rektumexstirpation in Kombination mit neoadjuvanter Bestrahlung des Beckens, konnte das lokale Rezidivrisiko des Rektumkarzinoms auf 5–10 % gesenkt werden. Die kurative Behandlung eines lokal rezidivierenden Rektumkarzinoms (LRRC) erfordert eine vollständige Resektion mit mikroskopisch tumorfreien Rändern (R0). Die onkologisch sinnvolle chirurgische Radikalität führt jedoch häufig zu einem erheblichen strukturellen und funktionellen Beckenboden- und perinealen Defekt. Die resultierende, meist vorbestrahlte Wundhöhle nach abdominoperinealer Exstirpation (APE) oder pelviner Exenteration bedingt ein hohes Risiko für Wundheilungsstörungen nach primärem Verschluss. Für das primäre als auch rezidivierende Rektum- und Analkarzinom wurde gezeigt, dass eine interdisziplinäre einzeitige plastisch-chirurgische Rekonstruktion des Beckenbodens und des Perineums sowie ggf. auch der Vagina, z. B. durch einen transpelvinen vertikalen Rectus-abdominis-Muskel-Haut(VRAM)-Lappen, die Lebensqualität verbessern und die Hospitalisierungszeit verkürzen kann. Auch im langfristigen Verlauf können durch diese Methode langwierige sekundäre Wundheilungsstörungen und Komplikationen minimiert oder vermieden werden. Bei Sarkomen der Beckenregion kann im Sinne der onkologischen Sicherheit die Rekonstruktion auch erst im Intervall, nach Vorliegen einer R0-Situation erfolgen. Das Spektrum der plastisch-rekonstruktiven Verfahren umfasst, in Abhängigkeit der Defektgröße, die gesamte Palette moderner rekonstruktiver Möglichkeiten. Ziel ist eine Wiederherstellung der Beckenbodenfunktion, eine effiziente Komplikationsvermeidung und ggf. die zeitnahe Einleitung einer adjuvanten Therapie.