Kinder, bei denen die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte operativ korrigiert wurde, bleiben häufig nach dem Eingriff zur Überwachung einen Tag in der Klinik. Wie eine Studie jetzt zeigt, ist jedoch auch die ambulante Operation in den meisten Fällen sicher [1].
Die Operation einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kann ambulant oder stationär erfolgen. Beide Strategien bringen Vor- und Nachteile mit sich: Bei einem ambulanten Eingriff ist das Risiko nosokomialer Infektionen reduziert. Außerdem sind die kleinen Patienten weniger ängstlich als bei einer stationären Aufnahme [1]. Es gibt jedoch auch Bedenken, die Op. ambulant durchzuführen: So können während oder nach dem Eingriff unvorhergesehene Komplikationen auftreten, außerdem gestaltet sich die Behandlung von postoperativen Schmerzen schwieriger.
Inwieweit Kinder bei einem ambulanten Eingriff Nachteile gegenüber einem stationären Aufenthalt haben, wurde in einer retrospektiven Studie untersucht [1]. Die Autoren evaluierten dafür die Daten von 546 Patienten unter zwei Jahren (mittleres Alter zum Zeitpunkt der Op.: 4,6 Monate), bei denen die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und die Nasenregion korrigiert worden war.
Ambulante Op. bringt keine Nachteile
Die meisten Chirurgen hatten die Op. ambulant durchgeführt. Die Kinder konnten die Klinik daher am gleichen Tag wieder verlassen. Nur solche mit Komorbiditäten oder perioperativen Risiken wurden stationär aufgenommen. Beide Gruppen fassten die Autoren als „überwiegend ambulant“ zusammen. Manche Chirurgen nahmen die Patienten jedoch routinemäßig stationär auf („stationäre Gruppe“). Durchschnittlich dauerte die Operation 2,3 Stunden.
497 Kinder wurden der „vorwiegend ambulanten“ Gruppe zugeordnet. Davon konnten 404 Patienten (81%) die Klinik am Tag des Eingriffs wieder verlassen, 93 Patienten (19%) wurden postoperativ eingewiesen.
Bei 49 Kindern erfolgte eine routinemäßige stationäre Einweisung (= „stationäre Gruppe“).
Insgesamt wurden sieben Kinder aus der „vorwiegend ambulanten“ Gruppe (n = 497) wieder in die Klinik eingewiesen. Allerdings erfolgte die Aufnahme in ein Krankenhaus in allen Fällen erst 36 Stunden nach der ambulanten Op. – die Autoren folgern, dass damit der ambulante Eingriff zu 100 Prozent erfolgreich war, da stationäre Patienten normalerweise nach einer Lippen-Kiefer-Gaumenspaltenkorrektur weniger als 36 Stunden in der Klinik verbleiben.
Risikofaktoren für die Klinikeinweisung
Faktoren, die die Einweisungen in der „vorwiegend ambulanten“ Gruppe beeinflussten, waren u.a. weibliches Geschlecht, die Dauer des Eingriffs, Frühgeburten und diverse Komorbiditäten. Respiratorische Komorbiditäten und Syndrome waren Risikofaktoren für die Wiederaufnahme in ein Krankenhaus, wenn sich die Patienten in der Notaufnahme vorstellten.
Bei 15 Kindern traten während des Klinikaufenthalts Komplikationen auf. Neun (leichte) verschwanden von alleine. Sechs Patienten (alle in der „vorwiegend ambulanten“ Gruppe) mussten jedoch behandelt werden und daher länger in der Klinik bleiben.
Fazit
Laut der Autoren kann die ambulante Op. der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in den meisten Fällen sicher durchgeführt werden. Sie geben zudem Empfehlungen, wann die Patienten am selben Tag entlassen werden sollten und wann nicht (siehe [1]). Patienten mit Komorbiditäten sollten jedoch zur Beobachtung in der Klinik bleiben.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Sollte eine Lippenspalte ambulant oder stationär operiert werden? Antwort: In den meisten Fällen ist ein ambulanter Eingriff sicher. Bedeutung: Die Autoren geben in ihrer Studie Empfehlungen, wann die Patienten die Klinik am Tag der Op. verlassen können und wann nicht. Einschränkungen: Retrospektive Datensammlung; andere Faktoren, wie Probleme beim Füttern oder soziale/demografische Faktoren könnten zu manchen Klinikeinweisungen beigetragen haben, diese wurden in der Studie allerdings nicht adressiert. |