Rund 8% aller oralen Präkanzerosen bilden Karzinome

Für das Transformationsrisiko oraler Präkanzerosen ist neben dem Läsionstyp auch der Dysplasiegrad sehr wichtig: Moderate oder schwere Dysplasien entwickeln sich mehr als doppelt so oft zu Karzinomen wie leichte Gewebeveränderungen. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Rund 5% aller Menschen tragen orale Präkanzerosen, wobei das Risiko für eine maligne Transformation sehr unterschiedlich ist. Für das Management solcher Krebsvorstufen wäre es allerdings wichtig, das genaue Transformationsrisiko zu kennen, berichten Ärzte um Dr. Oreste Iocca vom Forschungszentrum Humanitas in Mailand. Das Risiko hängt zum einen vom Läsionstyp, zum anderen auch vom Dysplasiegrad ab, allerdings variieren Angaben dazu in der Literatur beträchtlich. Die Forscher haben nun versucht, anhand einer Metaanalyse von 92 Studien das Transformationsrisiko etwas besser abzuschätzen. Fast zwei Drittel hatten Patienten mit Lichen planus aufgenommen, ein Drittel mit einer Leukoplakie und elf mit einer proliferativen verrukösen Leukoplakie (PVL). Nur selten wurden Patienten mit oraler submuköser Fibrose, lichenoiden Läsionen oder einer Erythroplakie berücksichtigt. Die Teilnehmerzahl in den Studien schwankte erheblich zwischen 9 und über 4700, die Nachbeobachtungsdauer variierte zwischen 1 und 20 Jahren; insgesamt bezogen sich die Angaben auf mehr als 37.000 Patienten. Höchste Transformationsraten bei PVL und Erythroplakie Über alle Studien hinweg entwickelten sich in der Beobachtungszeit aus 7,9% der Präkanzerosen Plattenepithelkarzinome. Am höchsten war die Transformationsrate von PVL mit 50% absolut und 9,3% pro Jahr. Von den Erythroplakien transformierten 33% absolut und 2,7% jährlich, für orale Leukoplakien betrug die absolute Rate 8,8%, die jährliche 1,6%. Alle übrigen Präkanzerosen entwickelten mit einer Rate von unter 1% im Jahr Karzinome, die geringste Transformationsrate errechneten die Forscher um Iocca für Lichen planus (0,3% pro Jahr). Differenzierten die Wissenschaftler nach dem WHO-Dysplasiegrad, so kam es bei moderaten bis schweren Dysplasien mehr als doppelt so häufig zu malignen Transformationen wie bei leichten Gewebeveränderungen (Odds Ratio 2,4). Das Team um Iocca schließt daraus, dass das Transformationsrisiko vor allem bei sehr seltenen oralen Präkanzerosen wie PVL und Erythroplakie sowie stark dysplastischen Läsionen beträchtlich erhöht ist. Allerdings sei die Rate auch bei den mit Abstand am häufigsten auftretenden Präkanzerosen wie Lichen planus und Leukoplakie nicht unerheblich, sodass die Autoren der Analyse hier Kontrolluntersuchungen alle sechs Monate empfehlen. Für Patienten mit PVL und Erythroplakien sowie ausgeprägten Dysplasien raten sie zu einer Entfernung der Läsionen. Dies sei allerdings bei PVL aufgrund der meist großflächigen Ausbreitung zum Diagnosezeitpunkt nicht sehr einfach. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie oft kommt es bei oralen Präkanzerosen zu einer malignen Transformation? Antwort: In 92 Studien ließ sich einer Transformationsrate von knapp 8% feststellen. Am höchsten war sie bei PVL mit 50% absolut und 9,3% pro Jahr sowie bei Erythroplakien mit 33% absolut und 2,7% jährlich. Bedeutung: Einige seltene Präkanzerosen weisen ein hohes Transformationsrisiko auf und müssen entfernt, die übrigen mindestens alle sechs Monate kontrolliert werden. Einschränkung: Sehr heterogene Studien. Empfehlung der Redaktion HNO-Tumoren – Themenseite Von Pharynxkarzinomen über Larynxkarzinome bis hin zum seltenen malignen Melanom: Hier finden Sie alles, was Sie zur Diagnostik und Therapie dieser Entitäten wissen müssen.

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