Menschen mit Schizophrenie haben ein vielfach höheres Risiko, einen plötzlichen Herztod zu erleiden, als die Allgemeinbevölkerung. Australische Mediziner haben jetzt untersucht, warum das so ist.
Gut jeder zehnte Herztod-Fall bei jüngeren Menschen betrifft einen Schizophrenie-Patienten. Das jedenfalls war der Anteil i dem prospektiven australischen EndUCD-Register. Die Prävalenz von plötzlichen Herztoden war unter Schizophrenie-Patienten damit elfmal höher als in der Allgemeinbevölkerung.
Die Autorinnen und Autoren der Analyse um Dr. Elizabeth D. Paratz haben anhand er Registerdaten versucht herauszufinden, worauf die besondere Gefährdung von Schizophrenie-Patienten zurückzuführen ist. Dafür haben sie in dem EndUCD-Register, in welchem Herztod-Fälle im australischen Staat Victoria erfasst werden, nach Personen zwischen 15 und 50 Jahren gesucht, die zwischen April 2019 und April 2021 wegen eines plötzlichen Herztodes zur Forensik überwiesen worden sind und bei denen eine Schizophrenie-Diagnose vorlag. Die betraf 65 der registrierten 579 Herztod-Fällen in dieser Altersgruppe (11,2%).
Ungünstigeres Risikoprofil
Ein Faktor, den Paratz und Kolleginnen für die höhere Gefährdung der Schizophrenie-Patienten ausmachen konnte, war deren ungünstigeres kardiovaskuläres Risikoprofil. Sie rauchen häufiger (46,2% vs. 23,0%; p ˂ 0,0001) und konsumierten mehr Alkohol (32,3% vs. 21,4%; p=0,05). Darüber hinaus nahmen Schizophrenie-Patienten auch häufiger QT-verlängernde Medikamente ein (69,2% vs. 17,9%; p ˂ 0,0001). Das ist wenig überraschend, da eine Vielzahl der psychiatrischen Medikamente zur Schizophrenie-Behandlung QT-verlängernde Eigenschaften aufweisen.
Schlechte Voraussetzungen für das weitere Überleben
Neben diesen begünstigenden Risikofaktoren konnten Paratz und ihr Team Parameter ausfindig machen, die für Schizophrenie-Patienten geringere Chancen für das weitere Überleben bedeuten, wenn sie einen plötzlichen Herztod erlitten haben. So waren bei den Herztod-Vorfällen von Schizophrenie-Patienten signifikant seltener andere Menschen anwesend (6,2% vs. 23,5%; p ˂ 0,0001). Außerdem fand sich bei schizophrenen Betroffenen häufiger eine Asystole (92,3% vs. 73,3%; p ˂ 0,0001). Es dauerte in ihrem Falle auch deutlich länger, bis sie aufgefunden wurden als bei anderen Betroffenen (im Median 42 Stunden vs. 12 Stunden, p =0,003).
Mehr Support und Prävention sind gefragt
Auffällig ist zudem, dass bei Schizophrenie-Patienten signifikant häufiger eine nichtischämische Kardiomyopathie in der Autopsie feststellbar war (29,2% vs. 18,1%; p=0,004). Das sei ein neuartiger Befund, so die Autoren. Sie vermuten, dass genetische Polymorphismen, die das Auftreten von beiden Erkrankungen – einer Schizophrenie und einer Kardiomyopathie – begünstigen, dahinterstecken könnten. Das sei eine neue wissenschaftliche Frage, die es wert sei, weiter untersucht zu werden, meinen Paratz und Kolleginnen.
Alles in allem sprechen die aktuellen Befunde nach Ansicht der australischen Mediziner für verstärkte präventive Maßnahmen in dieser Patientenpopulation „Die Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit von Menschen mit Schizophrenie könnte beides beinhalten, mehr Prävention und eine verstärkte soziale Unterstützung“, schreiben sie.