Erschienen in:
27.01.2021 | Pneumologie | Leitthema
Mikrobiom – Bedeutung für die Manifestation des Diabetes
verfasst von:
Lea Henneke, Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Laudes
Erschienen in:
Die Diabetologie
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Ausgabe 4/2021
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Zusammenfassung
Bei Diabetes handelt es sich um eine chronische Erkrankung mit klassischer Gen-Umwelt-Problematik. Während man sich bezüglich der Umweltfaktoren über viele Jahre vorwiegend mit Ernährung und Bewegung beschäftigt hatte, gerät mehr und mehr auch die Darmmikrobiota als modifizierbarer Faktor in das wissenschaftliche Blickfeld. Bei Diabetespatienten ist nicht nur deren Artenvielfalt reduziert (Diversität), sondern auch die Häufigkeiten (Abundanz) spezifischer Spezies sind verändert. Darmbakterien können über eine Aufspaltung an sich unverdaulicher Nahrungsbestandteile die Verfügbarkeit von Energiesubstraten erhöhen, z. B. durch Freisetzung kurzkettiger Fettsäuren aus Ballaststoffen. Daneben induzieren spezifische Bakterien eine niedrigschwellige Entzündung im Darm, die sich in den gesamten Körper bis in das Gehirn ausbreiten kann. Als wichtige Signalmoleküle in der Interaktion von Mikrobe und Mensch erwiesen sich Gallensäuren, die von Bakterien modifiziert werden und dann nicht nur für die Fettverdauung von Bedeutung sind, sondern über die Aktivierung spezifischer Rezeptoren auf Leberzellen den Glukose- und Fettstoffwechsel beeinflussen. Daneben wurden auch bakterielle Stoffwechselprodukte von Nahrungsfetten und Aminosäuren als neue Signalmoleküle mit der Entwicklung einer Insulinresistenz und eines Typ-2-Diabetes des Menschen in Zusammenhang gebracht. Diese Erkenntnisse werden die Mikrobiota zukünftig als neues therapeutisches Zielorgan definieren, für innovative Behandlungsmethoden der zunehmenden Zahl von Diabetespatienten weltweit.