Sono ergänzt Elektroneurografie bei Neuropathieverdacht

Die Nervensonografie ergänzt sehr gut die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit bei Patienten mit Verdacht auf eine chronisch-entzündliche Neuropathie: Erstere ist sehr sensitiv, Letztere sehr spezifisch. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Um eine chronisch-inflammatorische Neuropathie (CIN) nachzuweisen, müssen Ärzte oft mit hohem Aufwand die Leitfähigkeit von Nerven bestimmen. Finden sie dabei Auffälligkeiten, liegt tatsächlich mit großer Wahrscheinlichkeit eine CIN vor. Allerdings ist die Methode nicht besonders empfindlich, ein negatives Ergebnis schließt eine CIN nicht aus, erinnern Neurologen um Dr. Ingrid Herraets vom Utrecht Brain Center in den Niederlanden. In letzter Zeit erfreue sich die Nervensonografie einer zunehmenden Beliebtheit bei der CIN-Diagnostik. Dabei werde vor allem auf eine Vergrößerung der Nerven im Plexus brachialis und des Mediannervs geachtet. In einer Querschnittstudie ließen sich damit CIN-Patienten ganz gut von solchen mit den häufigeren axonalen Neuropathien und Motoneuronerkrankungen unterscheiden, schreiben die Ärzte. In einer aktuellen Analyse von 100 Patienten mit Verdacht auf eine CIN konnten sie nun zeigen, dass die Sonografie tatsächlich fast alle Betroffenen klar erkennt und es lediglich mit der Spezifität hapert. Sonografie in nur 20 Minuten Für die prospektive Studie wurden Patienten mit einem klinischen Verdacht auf eine CIN ausgewählt – alle hatten eine subakute oder chronische sensomotorische Polyneuropathie mit Beschwerden über mindestens sechs Wochen, bemerkten eine proximale Schwäche, zeigten eine generalisierte Areflexie, eine sensorische Ataxie, eine rasche Progression, einen asymmetrischen Verlauf, einen posturalen Tremor, multifokale Schmerzen, eine rein motorische oder rein sensorische Neuropathie. Mindestens zwei der genannten Bedingungen mussten für einen CIN-Verdacht erfüllt sein. Alle Patienten wurden elektroneurografisch untersucht, erfahrene Neurologen bestimmten dabei die Nervenleitgeschwindigkeit (ca. 90 Minuten Dauer), Ultraschallexperten die Nervenquerschnitte des Nervus medianus an definierten Stellen im Unter- und Oberarm sowie die Querschnitte der C5- bis C7-Nervenwurzeln (Dauer etwa 20 Minuten). Zusätzlich erfassten die Ärzte die motorische Funktion von 14 Muskelgruppen, die Griffstärke und sensorische Parameter. Eine CIN wurde dann eindeutig diagnostiziert, wenn die Patienten im Laufe eines Jahres nach der Untersuchung die Kriterien für eine der wichtigsten CIN-Formen erfüllten, etwa einer CIDP (chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie), eines LSS (Lewis-Sumner-Syndrom) oder einer MMN (multifokale motorische Neuropathie). Für die endgültige Diagnose war auch die Therapieresponse entscheidend. Bei Elektroneurografie oft übersehen Eine CIN ließ sich nach einem Jahr letztlich bei 38 der 100 Patienten eindeutig diagnostizieren, 20 davon hatten eine CIDP, 14 eine MMN und 4 ein LSS. Fast alle der 38 Patienten zeigten in der Sonografie vergrößerte Nervendurchmesser – die Sensitivität berechneten die Forscher mit 97%. Allerdings gab es gelegentlich Fehlalarm – die Spezifität geben sie mit 69% an. Umgekehrt verhielt es sich mit der Elektroneurografie: Hier kam das Team um Herraets auf eine Sensitivität von nur 77%, aber eine Spezifität von 94%. Der praktische Vorteil der Sonografie: Es lassen sich damit auch Patienten erfassen, die keine elektrografischen Auffälligkeiten zeigen, aber dennoch von einer CIN-Therapie mit Immunglobulinen und/oder Kortikoiden profitieren. In der Studie wurde allen Patienten mit positiven Elektrografie- oder Sonografiebefunden eine CIN-Behandlung angeboten, sofern eine andere Erklärung als eine CIN für die Beschwerden ausgeschlossen werden konnte. Von 20 Patienten mit Auffälligkeiten nur bei der Sonografie sprachen immerhin 8 auf die Behandlung an. Diese CIN-Patienten wären bei einer alleinigen Elektroneurografie übersehen worden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was bringt die Nervensonografie bei der Diagnose von Patienten mit chronisch-inflammatorischer Neuropathie? Antwort: Sie kann Betroffene im Vergleich zur Elektroneurografie mit höherer Sensitivität, aber geringerer Spezifität aufspüren. Bedeutung: Die Sonografie ist eine gute und weniger zeitintensive Ergänzung zur Elektroneurografie. Einschränkung: Kleine Studie mit nur wenigen Patienten.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Sono ergänzt Elektroneurografie bei Neuropathieverdacht

Weiterführende Themen

Neu in den Fachgebieten Neurologie und Psychiatrie

Antihypertensiva schützen auch alte Menschen noch vor Demenz

Fünf Dinge, die im Kindernotfall besser zu unterlassen sind

Delir kann Demenz begünstigen

Manche Gestagene können das Risiko für Meningeome erhöhen