19.03.2018 | Polytrauma | Originalien
Steigender Vorhalteaufwand für den Schockraum
verfasst von:
I. Marzi, T. Lustenberger, P. Störmann, Dr. K. Mörs, N. Wagner, S. Wutzler
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Fragestellung
In Deutschland verletzen sich jährlich bis zu 35.000 Menschen bei Verkehrs‑, Arbeits- oder Freizeitunfällen schwer. Die optimale Versorgung setzt eine zeitlich unbegrenzte Vorhaltung von Schockraum‑, Operations- und Intensivkapazität voraus. Die vorliegende Arbeit wertet die Entwicklung der Schockraumauslastung der vergangenen Jahre eines überregionalen Traumazentrums aus.
Methodik
Die klinikeigenen Daten der Jahre 2005–2016 wurden retrospektiv hinsichtlich Zahl der Schockraumanmeldungen durch die Rettungsleitstelle und daraus resultierenden schwer verletzten Patienten („Injury Severity Score“, ISS ≥ 16) nach Abschluss der Diagnostik analysiert. Weitere Information bezüglich Schockraumzuweisungen wie Indikation nach Unfallhergang, Arztbegleitung, Beatmung und Reanimation wurden dem internetbasierten, interdisziplinären Versorgungsnachweis (IVENA) entnommen (Erfassung 2012 bis 2016), sodass ein Vergleich der Schockraumanmeldungen und der tatsächlichen Schockraumpatienten ab 2012 möglich ist.
Ergebnisse
Die Daten des IVENA-Systems dokumentierten über den Fünfjahresbeobachtungszeitraum (von 2012 bis 2016) eine kontinuierliche Zunahme der Gesamtzahl an Schockraumzuweisungen von 367 auf 623 (Zunahme von 70 %). Korrespondierend stiegen die Zahlen an zugewiesenen Patienten unter Reanimation (n = 15 auf n = 45), der primär beatmeten Patienten (n = 78 auf n = 139), aber auch der Schockraumzuweisungen ohne Arztbegleitung (n = 38 auf n = 132) und der Schockraumindikationen nach Unfallhergang (n = 84 auf n = 194). Das Verhältnis von Schockraumzuweisungen zu Patienten mit ISS ≥ 16 stieg von 3,1 (2012) auf 5,4 (2015) bzw. 4,6 (2016).
Schlussfolgerungen
Die vorliegenden Zahlen belegen eine konstante Zahl an Schwerverletzen an einem universitären überregionalen Traumazentrum in den letzten Jahren. Die Ressource Schockraum wird dagegen in steigender Zahl in Anspruch genommen. Ein nichtunerheblicher Anteil an Patienten weist nach abgeschlossener Diagnostik keine traumatologische Diagnose auf. Insbesondere nichtarztbegleitete Patienten und Schockraumindikationen nach Unfallhergang tragen in unserem Kollektiv zu dieser Entwicklung bei, die eine erhöhte Einsatzbereitschaft der Schockraumteams erfordert.